Hundegeschirre: Welche Typen gibt es und was sind die Vor- und Nachteile?
Halsband oder kein Halsband? Das ist hier die Frage. Oder doch nicht? Nein, so einfach lässt sich die Frage heute nicht mehr stellen. Längst gibt es auf dem Markt unzählige Varianten von Halsbändern, vor allem aber eine unermessliche Anzahl an Hundegeschirren. Ob Halsband oder Brustgeschirr, daran scheiden sich heute eher die Geister vieler Hundefreunde. Grund genug, dass wir ins einmal mit den Vorzügen von Brustgeschirren beschäftigen und die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Varianten näher beleuchten.
Bildquelle: Adobe Stock / DoraZett
Warum gibt es überhaupt Hundegeschirre?
Klassische Halsbänder für Hunde gibt es bereits seit mehr als 2.000 Jahren. Warum also jetzt dieser ganze neumodische Schnickschnack von wegen Brustgeschirr? Ganz einfach, weil Halsbänder für Hunde extrem unangenehm sind. Bei jedem kräftigen Zug an der Leine wirken punktuell hohe Kräfte auf den Hals. Häufig wirkt der Druck dabei auf den Kehlkopf ein und schnürt dem Hund die Luft ab.
Was früher als Erziehungsmaßnahme (häufig in Kombination mit einem Stachelhalsband) durchaus gewollt war, widerspricht heute eigentlich dem Tierschutz. Schließlich ist diese konzentrierte Krafteinwirkung alles andere als gesund für die Halswirbelsäule Ihres Schlappohrs. Langfristig kann es so zu schweren Verspannungen sowie zu Haltungsschäden und Schäden an der Wirbelsäule kommen. Gerade bei stark ziehenden Hunden ist ein Geschirr ein enormer Vorteil, da sich das Tier nicht selbst stranguliert.
Ein Brustgeschirr verteilt den Druck dank der großen Auflagefläche auf den Rücken und Brustkorb. Gleichzeitig entlastet es die Halsregion. Weiterer Pluspunkt: Anders als ein Halsband beeinflusst ein Geschirr nicht die Körpersprache des Hundes. Der durch den Zug am Halsband künstlich aufgerichtete Kopf kann von Artgenossen als Bedrohung empfunden werden und einen Angriff provozieren.
Geschirrvielfalt – Warum man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht
Bevor wir uns mit den fünf häufigsten Geschirr-Arten für Hunde beschäftigen, machen Sie jetzt einen kleinen Test. Nutzen Sie ein Online-Warenhaus Ihrer Wahl oder besuchen Sie einen gut sortierten Online-Shop für Hundebedarf. Machen Sie sich den Spaß und suchen Sie einmal nach dem Begriff Brustgeschirr. Jetzt lassen Sie sich von der Vielfalt erschlagen.
Die Frage nach dem „Warum“ ist durchaus berechtigt. Wer braucht schon dutzende Gurtkonstellationen, wenn es eine einfache X- oder H-Form auch tun würde? Die Antwort ist einfach: Die Einsatzgebiete und Körpertypen von Hunden sind so unterschiedlich, dass eine Standardform nicht ausreicht. Ja, gleichzeitig spielt wie überall auch das Design eine Rolle.
Immerhin soll das Geschirr dem Schlappohr auch gefallen – oder doch eher Herrchen und Frauchen? Angefangen von Geschirren für einen kleinen Mops über Geschirre für massige Bernhardiner bis hin zu Spezialgeschirren für Rettungshunde oder den Zughundesport bleiben keine Wünsche offen.
Die fünf gebräuchlichsten Geschirrtypen
Um Sie nicht vollends zu verwirren, wollen wir Ihnen in diesem Ratgeber ausschließlich die fünf verbreitetsten Geschirrtypen samt ihren Vor- und Nachteilen vorstellen. Dabei handelt es sich um Führgeschirre, Sattelgeschirre, Norwegergeschirre, Zuggeschirre und Sicherheitsgeschirre.
Das Führgeschirr
Das Führgeschirr ist ein Multifunktionsgeschirr, das sich sowohl für den Alltag als auch für das Training mit dem Fahrrad oder der Schleppleine eignet. Führgeschirre sind in zwei Formen erhältlich: in einer H-Form und einer X-Form. Der Name ergibt sich daraus, wie die Bebänderung des Geschirrs im angelegten Zustand vom Rücken des Hundes in Richtung Brustkorb verläuft. Beim H-Geschirr etwa verlaufen die Bänder ausgehend von einem Rückensteg an den Vorderläufen vorbei, wo sie an einem Bruststeg befestigt werden.
Bei der X-Form dagegen überkreuzen sich die Gurte auf dem Rücken. Beide Geschirre verteilen den Druck somit großflächig auf dem Rücken und dem Brustkorb. Typischerweise sind im Handel Führgeschirre mit unterschiedlichsten Befestigungsmechanismen zu finden. Von Klett über Schnallen bis hin zu Schnellverschlüssen bleiben keine Wünsche offen.
Vorteile von Führgeschirr | Nachteile von Führgeschirr |
---|---|
+ Schnell verstellbar. | – Beim Anziehen fühlen sich Hunde häufig bedroht, weil ihre Zweibeiner ihnen das Geschirr ohne das Öffnen der Verschlüsse über den Kopf ziehen. Unwohlsein ist vorprogrammiert. |
+ Sicherer Halt auch unter hohem Zug. | |
+ Gute Anpassbarkeit auf verschiedene Größen. | |
+ Gleichmäßige Druckverteilung. | |
+ Keine Einschränkung der Bewegungsfreiheit des Hundes. | |
+ Multifunktionsgeschirr für unterschiedliche Einsatzzwecke. |
Das Norwegergeschirr
Das sogenannte Norwegergeschirr besteht aus zwei Gurten. Vom Rücken aus verläuft ein Gurt vor den Läufen entlang über die Brust. Der zweite Gurt verläuft hinter den Läufen über den Bauch. Abweichend von dieser Standard-Variante verfügen einige Norwegergeschirre auf dem Rückenteil über Haltegriffe oder Halteschlaufen. Somit können Sie Ihren Hund auch schnell einmal festhalten, wenn die Situation es erfordert.
Vorteile von Norwegergeschirr | Nachteile von Norwegergeschirr |
---|---|
+ Keine Stege oder Gurte zwischen den Läufen, die den Hund stören. | – Verhältnismäßig wenige Einstellmöglichkeiten sorgen dafür, dass das Geschirr leicht verrutscht. |
+ Eignen sich auch für Hunde, die aufgrund von Verletzungen keine anderen Geschirre tragen können. | – Je nach Hund sitzen die Geschirre zu eng hinter den Beinen. |
+ Norwegergeschirre sind schnell an- und ausgezogen. | – Bei nicht richtig sitzendem Brustgurt kann das Geschirr die Bewegungsfreiheit einschränken. |
+ Wenn sie optimal passen, bieten die Geschirre einen sehr guten Halt. | – Hunde können unter Umständen leicht herausschlüpfen. |
Das Sattelgeschirr
Namensgebend für das Sattelgeschirr ist eine speziell geformte Rückenplatte, die eben an einen Sattel erinnert. Diese Platte bildet auf dem Rücken eine sehr breite Auflagefläche, was für zusätzliche Stabilität sorgt. Abgesehen davon gleicht das Sattelgeschirr in seiner Funktionsweise und seinem Aufbau stark dem Norwegergeschirr.
Die Vor- und Nachteile sind ebenfalls die gleichen. Hinzu kommen lediglich zwei Punkte. Erstens kann sich unter der Rückenplatte an heißen Sommertagen ein unangenehmer Hitzestau bilden. Zweitens schränkt der breite Sattel Hunde in ihrer Bewegungsfreiheit ein.
Zuggeschirre
Wie es der Name bereits vorwegnimmt, dient das Zuggeschirr zum Ziehen. Damit ist es für alle jene Hunde gedacht, die (vor allem beim Sport) schwere Lasten ziehen. Zu diesem Zweck folgt das Zuggeschirr einer speziellen Konstruktion. Einerseits ist es leicht und luftig, sodass es den Hund nicht bei der Bewegung und Kraftentfaltung behindert.
Andererseits verteilt es den Druck optimal auf Schulter, Brust und Rücken und sorgt gleichzeitig dafür, dass eine optimale Kraftübertragung zum Zugobjekt besteht. Die Aufnahme für die Leine befindet sich dementsprechend nicht auf dem Rücken, sondern in der Regel seitlich, sodass Ihr Hund optimal in einem Gespann laufen kann. Da Sie Ihren Hund in einem solchen Geschirr aber nicht gut führen können, eignen sich Zuggeschirre nicht für den Alltag. Es sind eben Sportgeräte.
Sicherheitsgeschirre
Der fünfte Geschirrtyp im Bunde ist das Sicherheitsgeschirr. Sicherheitsgeschirre sind speziell für Hunde konstruiert, die im Alltag schnell Panik bekommen und Fluchtreaktionen zeigen. Gerade aus einem Norwegergeschirr, Sattelgeschirr oder auch Führgeschirren ist schon so mancher panische Hund ausgebüxt. Der Unterschied zu Standardgeschirren besteht in einem zweiten Bauchgurt. Dieser macht es Ihrem Schlappohr unmöglich, sich aus eigener Kraft aus dem Geschirr herauszuwinden.
Für ängstliche Hunde, die sowohl für sich selbst als auch für andere durch ihre Panikreaktion eine Gefahr darstellen, ist ein Sicherheitsgeschirr dringend empfehlenswert. Ebenfalls sinnvoll kann ein solches Geschirr sein, wenn Ihre Fellnase einen ausgeprägten Jagdtrieb hat und sich beim Anblick einer geeigneten Beute mit ganzer Kraft aus einem normalen Geschirr herauswindet. Der Nachteil: Sicherheitsgeschirre schaffen zwar Sicherheit durch optimalen Halt, schränken jedoch die Bewegungsfreiheit ein.