Gleichgewichtsstörungen bei Katzen – Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Katzen sind echte Kletterprofis. Kleine und große Hindernisse werden geschickt umschlichen, und auch in schwindelerregenden Höhen halten sie sicher ihr Gleichgewicht. Umso größer ist der Schreck, wenn das plötzlich nicht mehr zu funktionieren scheint. Eine häufig stolpernde oder taumelnde Katze hat vermutlich ein Problem mit ihrem Gleichgewichtssinn. Doch das ist glücklicherweise behandelbar.

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Das Gleichgewicht der Katze: Ein komplexes System

Der außergewöhnliche Gleichgewichtssinn der Katzen ist zum Großteil auf den sogenannten Vestibularapparat zurückzuführen. Dieses Gleichgewichtsorgan liegt im Innenohr und funktioniert ähnlich wie eine Wasserwaage. Zum einen ist es mit Kristallen gefüllt, die als Sinneszellen Reize aufnehmen können, zum anderen mit einer Flüssigkeit als träger Masse. Durch diese Kombination können Beschleunigungen und die Lage des Kopfes im Verhältnis zum Körper wahrgenommen werden.

Doch auch sonst verfügt die Katze über zahlreiche anatomische Vorzüge, die sie zu einem so guten Kletterer macht. Der schlanke Schwanz fungiert als eine Art Balancierstange, mit der Katzen ihre Bewegungen nach links und rechts ausgleichen können. Zudem sind sie in der Lage, beim Schleichen zwischen dem Pass- und dem Kreuzschritt zu wechseln, was den Tieren zusätzliche Stabilität auf schwierigen Pfaden verleiht.

Wer einmal eine Katze hat fallen sehen, weiß außerdem, dass sie stets auf den Pfoten landet. Das liegt an der Gelenkigkeit ihres Körpers: Selbst im freien Fall kann sich die Katze aus der Rücken- in die Bauchlage drehen. Diese blitzschnelle Neuausrichtung des Körpers wird als Stellreflex bezeichnet. Er funktioniert jedoch nur ab einer bestimmten Höhe: Bei zu flachen Stürzen bleibt einfach keine Zeit mehr für eine Drehung.

Woran Sie Gleichgewichtsstörungen bei Ihrer Katze erkennen

Zum Leidwesen ihrer Besitzer sind Katzen in der Lage, ihre Beschwerden über lange Zeit zu verstecken. Deshalb sollten Sie Ihre Katze bei Verdacht auf eine Gleichgewichtsstörung genau beobachten. Neben dem klassischen Stolpern und Hinfallen ist vor allem ein zurückgezogenes, vorsichtiges Verhalten ein wichtiges Symptom. Denn sobald die Katze selbst bemerkt, dass sie Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht hat, wird sie sich von schwindelerregenden Kletterpartien lieber fernhalten.

Müssen Sie Ihre Katze also vom Kratzbaum oder dem Schrank retten oder wird dieser erst gar nicht mehr aufgesucht, liegt der Verdacht auf ein Gleichgewichtsproblem nahe. Wichtige Symptome sind außerdem die folgenden:

  • Die Katze läuft häufig im Kreis
  • Die Katze hält ihren Kopf andauernd schräg
  • Die Augen der Katze zittern, zucken oder zeigen andere ungewöhnliche, schnelle Bewegungen

Gut zu wissen!

Viele Katzen mit Gleichgewichtsstörungen zeigen rasche Augenbewegungen. Ein horizontales Zittern oder Zucken deutet hier auf Ohrenkrankheiten hin. Verlaufen die Bewegungen vertikal, ist dies ein Hinweis auf eine Schädigung des zentralen Nervensystems.

Die wichtigsten Ursachen für Gleichgewichtsstörungen bei Katzen

Die Gleichgewichtsstörung stellt keine eigenständige Krankheit dar, sondern ist immer ein Symptom. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein. Zu den häufigsten zählen Unfälle, organische Krankheiten und eine eingeschränkte Beweglichkeit durch das Alter.

  • Stürze oder Unfälle: Ein Unfall kann eine Gehirnerschütterung zur Folge haben, durch die Ihre Katze temporär Schwierigkeiten mit dem Gleichgewichtssinn hat.
  • Gebrochener Schwanz: Da der Schwanz der Katze als „Balancierstange“ dient, kann ein Knochenbruch hier Auslöser für Gleichgewichtsstörungen sein.
  • Geschwächte Muskeln: Sowohl das Alter als auch verschiedene Krankheiten können die Muskulatur der Katze schwächen. Durch die geringere Körperspannung fällt es dem Tier schwerer, das Gleichgewicht zu halten.
  • Gelenkschmerzen oder steife Wirbel: Vor allem bei alten Katzen führen schmerzende Gelenke oder versteifte Wirbel dazu, dass das Tier bei bestimmten Bewegungen Schmerzen verspürt. Da es diese Bewegungen dann vermeiden wird, kann es zu taumeln oder stolpern beginnen.
  • Augenkrankheiten oder Sehschwäche: Kann der Stubentiger seine Umgebung nicht mehr vollständig wahrnehmen, wird er Hindernisse häufiger übersehen. Häufiges Stolpern und Dagegenlaufen sprechen daher für ein Problem mit den Augen.
  • Ohrenentzündungen oder -verletzungen: Da das Gleichgewichtsorgan der Katze im Ohr sitzt, wirken sich alle Probleme mit dem Ohr auch auf den Gleichgewichtssinn aus. Verursacher sind hier beispielsweise Mittel- und Innenohrentzündungen, Polypen oder Tumore. Unter anderem ein einseitiger Nasenausfluss weist auf Ohrenprobleme hin.
  • Vergiftung: Natürlich kann auch eine akute Vergiftung für eine taumelnde Katze sorgen. Haben Sie den Verdacht, dass Ihre Katze eine giftige Substanz zu sich genommen hat, sollten Sie auf der Stelle handeln und sie zu einer Tierärztin bzw. einem Tierarzt bringen! Zu einer Vergiftung kann es allerdings auch ohne externe Faktoren kommen: Manche Organkrankheiten sorgen dafür, dass der Körper Giftstoffe produziert, welche Schäden an den Nerven verursachen können.
  • Ataxie: Die Ataxie ist eine Behinderung, die sich in Form unterschiedlicher Koordinationsstörungen zeigt. Sie wird durch Infektionen, Nährstoffmangel, Gendefekte oder Unfälle ausgelöst. Ein eindeutiges Anzeichen für Ataxie ist ein verändertes Gangbild mit stark durchgestreckten Vorderbeinen, aber gebogenen Hinterbeinen.

Gleichgewichtsstörungen bei der Katze: Therapie und Kosten

Ganz egal, wodurch die Gleichgewichtsstörungen ausgelöst wurden: Sie sollten nicht darauf warten, dass sie von allein wieder verschwinden. Suchen Sie stattdessen die Veterinärin bzw. den Veterinär Ihres Vertrauens auf, damit dieser das Problem finden und beheben kann. Die Kosten für den Tierarztbesuch können je nach Ursache und notwendiger Diagnostik stark variieren. Dargestellt sind in der folgenden Grafik die ungefähren Kosten für die Diagnostik und Heilung auf Basis des dreifachen GOT-Satzes und einer Medikamentenschätzung.

Manchmal können aber auch Tierärztinnen und Tierärzte den Gleichgewichtssinn des Stubentigers nicht zurückbringen. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn das Gleichgewicht durch das Alter der Katze beeinträchtigt ist. In einer solchen Situation ist es Ihre Aufgabe, ein sicheres und barrierefreies Umfeld für Ihre Katze zu gestalten. Bauen Sie beispielsweise Brücken oder Treppen zu den Lieblingsplätzen Ihrer Mieze und polstern Sie den Boden unter bekannten Kletterpfaden. Der Kratzbaum lässt sich durch niedriggelegene Kratzbretter ersetzen.

Wichtig!

Leidet Ihre Katze unter schweren Gleichgewichtsproblemen, sollte sie nicht allein nach draußen gehen. Erlauben Sie Ihrer Katze Freigang nur unter Beobachtung, beispielsweise im Garten oder auf der Terrasse.