Feline Infektiöse Peritonitis
So können Sie Ihre Katze schützen
Es gibt Krankheiten, die sind für unsere Ohren wie ein schrilles Kratzen auf einer Schiefertafel. Sie lassen uns im Reflex das Blut in den Adern gefrieren und wecken gleich schlimme Bilder vor dem inneren Auge. Was für uns Menschen etwa Krebs, Leukämie, AIDS und Co. sind, ist bei Katzen (und anderen Kleintieren) die Feline Infektiöse Peritonitis (FIP).
Umso aufmerksamer sollten Sie werden, wenn Ihre Samtpfote plötzlich apathisch wirkt, kaum frisst, Fieber bekommt und eine Schwellung am Bauch entwickelt. Aber es gibt auch gute Nachrichten, denn die Erkrankung ist deutlich seltener, als Sie vielleicht denken. Aber was ist FIP eigentlich? Was sind die Symptome? Wie stehen die Behandlungschancen? Und wie kann ich meine Katze vor der Erkrankung schützen? Diese und viele weitere Fragen möchten wir Ihnen in diesem Ratgeber beantworten.
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Was ist Feline Infektiöse Peritonitis (FIP)?
Hinter der Abkürzung „FIP“ steht der Begriff „Feline Infektiöse Peritonitis“. Dabei handelt es sich um eine hochansteckende Viruserkrankung bei Katzen. Da vor allem das Bauchfell betroffen ist, wird die Erkrankung speziell im deutschen Sprachraum auch als „ansteckende Bauchfellentzündung“ bezeichnet. Sie kann allerdings auch das Brustfell der Tiere angreifen.
Beim Bauch- bzw. Brustfell handelt es sich um eine Gewebehülle, welche die inneren Organe im Bauch- und Brustraum umschließt. Da diese Hülle von zahlreichen Nerven, Blutgefäßen sowie Lymphzellen durchzogen ist, ist das Brustfell nicht nur empfindlich, sondern auch überlebenswichtig. Ursprung für die Erkrankung ist eine besonders aggressive Mutationsform des „felinen Coronavirus“.
In seiner „milden“ Form löst dieses Virus bei Katzen lediglich Magen-Darm-Beschwerden aus und verläuft glimpflich. Nach Angaben von Veterinärmediziner:innen ist FIP heute die wichtigste infektiöse Todesursache bei Katzen. Die systemisch verlaufende Erkrankung endet bei ihrem Ausbruch in der Regel tödlich. Glücklicherweise bricht die Erkrankung lediglich bei fünf bis zehn Prozent der mit dem Erreger infizierten Tiere tatsächlich aus.
Schon gewusst?
Die Feline Infektiöse Peritonitis macht nicht nur unseren Hauskatzen zu schaffen. Auch Großkatzen wie Löwen, Tiger und Geparden können sich infizieren und letztlich auch an FIP erkranken.
Die Formen der Felinen Infektiösen Peritonitis
Abhängig von der Form der Felinen Infektiösen Peritonitis zeigt sich die Erkrankung anhand unterschiedlicher Symptome und Verläufe. Grundsätzlich wird zwischen der „trockenen“ und der „feuchten“ FIP-Form unterschieden.
- Trockene „Feline Infektiöse Peritonitis“: Bei der trockenen oder auch granulomatösen bzw. nicht-effusiven Form der Erkrankung kommt es zur Bildung vieler kleiner entzündlicher Knötchen in inneren Organen. Diese sogenannten Granulome bilden sich vor allem in Lymphknoten, Bauchspeicheldrüse, Milz und Leber.
- Feuchte „Feline Infektiöse Peritonitis“: Bei der feuchten bzw. seriösen oder auch effusiven Form der Felinen Infektiösen Peritonitis sammelt sich in Körperhöhlen wie der Becken-, Bauch- und Brusthöhle eine gelblich/braune Flüssigkeit. Durch diese Flüssigkeitsansammlungen kommt es zu teils schweren Entzündungen in den inneren Häuten, die diese Körperhöhlen auskleiden.
Wo stecken sich Katzen mit FIP an?
Da die Feline Infektiöse Peritonitis eine klassische virale Infektionskrankheit ist, ist die Infektionsgefahr überall dort besonders groß, wo viele Katzen zusammenleben. Das betrifft sowohl Haushalte mit vielen Katzen als auch Tierheime oder Tierpensionen. Aber auch abseits der „tierischen Massenansammlungen“ droht eine Infektion. Die Übertragung von Katze zu Katze erfolgt in der Regel von Maul zu Maul oder Maul zu Nase vornehmlich über Speichel oder Nasensekret.
Damit kann auch bereits der einfache Kontakt mit einer Katze oder sogar deren Kot zu einer Infektion führen. Aber auch Oberflächen kommen als Infektionsträger infrage. Das Virus hält sich dort bis zu sieben Tage. Klassiker sind beispielsweise gemeinsam genutzte Wasser- oder Futternäpfe.
Wichtig:
Als Mensch können Sie ebenfalls als Zwischenüberträger dienen und Ihre Katze infizieren. Im Gegenzug kann Sie Ihre Katze jedoch nicht anstecken. Auch wenn dieses Gesamtszenario ein wenig beängstigend wirkt, möchten wir an dieser Stelle nochmal betonen, dass die eigentliche Erkrankung nur in fünf bis maximal zehn Prozent der Fälle ausbricht.
Symptome: So erkennen Sie eine Infektion
Welche Symptome beim Ausbruch der Erkrankung auftreten, hängt davon ab, ob es sich um die „trockene“ oder „feuchte“ Form der Erkrankung handelt. Allem voran stehen jedoch leichte Symptome, die bei beiden Formen der Erkrankung auftreten:
- Austreten von Nasen- und Tränensekret
- Fressunlust
- Starke Gewichtsabnahme
- Chronisches Fieber
- Sonstige Schnupfensymptome
- Apathisches Verhalten
- Weitere Verhaltensänderungen wie Angst oder Aggressivität
Bei der „feuchten“ Variante der Erkrankung kommt es zur charakteristischen Flüssigkeitsansammlung in der Brust- oder Bauchhöhle. Diese erkennen Sie an einem vergrößerten Bauchumfang. Dieser kommt häufig auch mit einer Gewichtsabnahme oder Atembeschwerden wie blau verfärbten Schleimhäuten oder Atemnot daher.
Bei der „trockenen“ Variante ergeben sich andere spezifische Symptome wie Lähmungserscheinungen, Koordinationsprobleme, gelblich verfärbte Augen- und Mundschleimhaut sowie getrübte Augen. Eine stichhaltige Diagnose kann jedoch nur die Tierärztin bzw. der Tierarzt stellen.
Diagnose: So können Tierärztin und Tierarzt helfen
Treten die zuvor ausgeführten Symptome auf, sollte Ihr nächster Weg zur Tierärztin bzw. zum Tierarzt führen. Je mehr der typischen Anzeichen auftreten, desto dringender ist der Besuch. Gerade beim Anschwellen des Bauches gilt „Alarmstufe Rot“. Für die Diagnose nehmen Veterinärmediziner:innen eine kurze Sichtuntersuchung bzw. Allgemeinuntersuchung vor, nehmen den Impfstatus unter die Lupe und stellen Ihnen einige Fragen zu den letzten Tagen sowie zu Ihren Beobachtungen.
Da die Feline Infektiöse Peritonitis so vielgestaltig ist, folgt darauf eine Blutuntersuchung. Diese dient auf der einen Seite dazu, um andere Erkrankungen auszuschließen und auf der anderen Seite die FIP-Erreger nachzuweisen. Ein typischer Hinweis auf die FIP-Erkrankung ist eine geringere Konzentration von Blutplättchen, Immunzellen und roten Blutkörperchen im Blut. Weist die Blutuntersuchung ein solches, auffälliges Bild auf, folgen weitere Testverfahren:
- Direkter Nachweis: Für einen direkten Erregernachweis werden Bauchwassersekret, Blut oder Kot Ihrer Katze mit Verfahren wie der Real-Time Polymerase-Kettenreaktion analysiert.
- Indirekter Nachweis: Für den indirekten Erregernachweis besteht eine größere Auswahl an Methoden. Mittels Immunfluoreszenz oder der ELISA-Methode können Sekrete wie das Bauchwassersekret oder das Blutserum auf Antikörper untersucht werden. Besteht eine Infektion, ist die Zahl der Antikörper deutlich erhöht.
- Pathologischer Nachweis: Leider lässt sich dieser Nachweis nur dann erbringen, wenn Ihre Samtpfote die Erkrankung nicht überlebt hat. Hier erfolgt der Nachweis entzündlicher Granulome (trockene FIP) bei der verstobenen Katze durch einen Pathologen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Die Behandlung der Felinen Infektiösen Peritonitis wird aktuell vor allem mit unterstützenden Verfahren behandelt. Diese Verfahren dienen allerdings lediglich der Behandlung von Begleitsymptomen und dem Lindern von Leiden. Ziel der Behandlung ist es, die Lebensqualität der Katze so weit wie möglich zu verbessern. Leider ist die Feline Infektiöse Peritonitis derzeit noch unheilbar.
In letzter Konsequenz müssen betroffene Katzen leider eingeschläfert werden, wenn die körperlichen Symptome ein zu großes Leiden hervorrufen. Allerdings besteht Hoffnung, denn in den USA setzen Tierärzte bereits seit einer Weile auf ein neuartiges Medikament, das dem Virus entgegenwirken soll. Noch ist der Wirkstoff bei uns jedoch nicht zugelassen. Sobald eine Zulassung erfolgt, könnte sich die Prognose der erkrankten Tiere deutlich verbessern.
Wie sieht die Prognose bei einer Infektion aus?
Die meisten Katzen infizieren sich in jüngerem Lebensalter mit dem Virus. In der Regel findet die Infektion zwischen dem sechsten Lebensmonat und dem fünften Lebensjahr statt. Auch alte Katzen ab ca. zwölf bis 14 Jahren sowie durch anderweitige Erkrankungen immungeschwächte Tiere infizieren sich ebenfalls deutlich häufiger. Die reine Infektion ist (wie bereits erwähnt) meist kein Problem, da die eigentliche Erkrankung nur bei einem geringen Prozentsatz der Tiere ausbricht.
Sobald die Feline Infektiöse Peritonitis in ihrer akuten Form ausbricht, stehen die Chancen dafür, dass Ihre Katze die Erkrankung überlebt, leider noch sehr schlecht. Durchschnittlich liegt die Lebenszeit ab dem Ausbruch nur noch bei etwa zehn bis 14 Tagen. Weniger als fünf Prozent aller schwer erkrankten Tiere leben nach dem Krankheitsausbruch noch länger als ein Jahr.
Schützen Sie Ihre Samtpfote gegen FIP
Wir können uns vorstellen, dass die schlechte Prognose erst einmal ein Schock für jede Katzenbesitzerin und jeden Katzenbesitzer ist. Glücklicherweise sind Sie gegen die Feline Infektiöse Peritonitis aber nicht hilflos. Schon alltägliche Schutzmaßnahmen können das Risiko für eine Ansteckung mit dem Virus und letztlich auch für den Ausbruch der Erkrankung deutlich senken:
- Versuchen Sie, Stress für Ihre Katzen zu vermeiden, indem Sie auf eine ruhige Umgebung achten. Alternativ können Sie zusätzlich auch Pheromone einsetzen.
- Sollten Sie aktiv Katzen züchten, sollten Sie dies nur mit Katzen tun, die einen negativen Test vorweisen können.
- Haben Sie mehrere Katzen (speziell, wenn Sie züchten), trennen Sie am besten das Muttertier mit ihren Kitten von den anderen Tieren.
- Trennen Sie erkrankte Tiere immer strikt von den anderen gesunden Tieren.
- Eine gute Hygiene, zum Beispiel durch das regelmäßige Reinigen von Näpfen, Spielzeugen und Katzentoiletten, bietet einen effektiven Schutz.
Die wohl effektivste Vorsorgemaßnahme ist jedoch eine Impfung gegen die Feline Infektiöse Peritonitis. Prinzipiell möglich ist die Impfung von Jungkatzen ab der 16. Lebenswoche. Im Gegensatz zu anderen Impfstoffen wird das Serum jedoch nicht per Spritze verabreicht, sondern über die Nase. Sinnvoll ist die Impfung laut der Meinung zahlreicher Experten insbesondere für Freigänger. Momentan ist diese Form der Impfung jedoch noch unumstritten. Eine umfassende Beratung durch Ihre Tierärztin bzw. Ihren Tierarzt ist hier also Pflicht.