Allergien bei Hunden und Katzen
Die Nase läuft, die Augen tränen, die Haut juckt und auch das Niesen wird zum ständigen Begleiter. Ganz klare Diagnose: Allergie! Dieses Problem haben viele Menschen. Ob nun gegen Pollen im Frühjahr, gegen bestimmte Lebensmittel oder gegen Tierhaare.
Aber Moment mal. Wenn wir gegen die Haare unserer Haustiere allergisch sein können, können Hunde, Katzen und Co. dann nicht auch allergisch auf bestimmte Dinge reagieren? Das ist korrekt und sogar häufiger der Fall, als Sie denken. Grund genug, dass wir uns einmal näher mit dem Thema Allergien bei Haustieren befassen.
Denn unter Allergien leiden unsere Fellnasen genauso wie wir. Aber was ist eigentlich eine Allergie? Welches sind die häufigsten Allergieformen bei unseren Vierbeinern? Und was kann man dagegen unternehmen?
Bildquelle: Adobe Stock / chendongshan
Was ist eigentlich eine Allergie?
Eine Allergie? Klar, das ist eine Reaktion eines Körpers auf einen bestimmten Stoff – ein Allergen. Genau genommen ist eine Allergie aber noch viel mehr. Es handelt sich um eine chronisch verlaufende Erkrankung, die durch normalerweise völlig unschädliche Substanzen aus der Umwelt ausgelöst wird. Als Auslöser gilt weithin eine vermutete oder sogar nachgewiesene genetische Prädisposition.
Kurz gesagt liegt es einem Hund durch eine bestimmte Kodierung seiner Erbsubstanz in den Genen, auf was er allergisch reagiert. Hinzu kommen erworbene Allergien, wobei sich die Wissenschaft hier noch nicht einig ist, wie dieses Szenario wirklich zustande kommt. Bei den allergieauslösenden Stoffen (Allergenen) kann es sich neben pflanzlichen und tierischen Stoffen auch um chemische Stoffe handeln.
Eine Allergie schlägt nicht beim Erstkontakt los
In den meisten Fällen tritt eine Allergie nicht unmittelbar beim Erstkontakt mit einem Stoff auf – selbst bei einer genetischen Prädisposition (Achtung: Ausnahmen bestätigen hier die Regel!). Der Hintergrund für dieses Phänomen ist, dass das Immunsystem den zu bekämpfenden Feind erst einmal erkennen und abspeichern muss.
Kommt es nun zu einem erneuten Kontakt, erkennt das Immunsystem den eigentlich harmlosen Stoff als Feind. Daraufhin setzt es eine starke Reaktion in Gang. Diese Überreaktion bzw. Überempfindlichkeit des Immunsystems gegenüber einem harmlosen Stoff nennen wir Allergie. Und allergisch können Katzen und Hunde so ziemlich gegen alles sein und werden.
Allergie ist nicht gleich Allergie – Die vier Allergietypen
Um Allergien bei unseren Haustieren zu erkennen und zu verstehen, müssen wir nicht nur wissen, was eine Allergie ist. Ebenso wichtig ist es, die verschiedenen Formen von Allergien zu kennen. Oder hätten Sie gewusst, dass es gleich vier völlig verschiedene Allergieformen gibt, die unterschiedlich stark verbreitet sind? Klassifiziert werden Allergien auch bei unseren Haustieren in die Typen I, II, III und IV.
- Allergien vom Typ I: Bei den sogenannten Typ I-Allergien (auch: Soforttyp-Allergien) springt das Immunsystem Ihres Haustiers unmittelbar beim Kontakt mit dem Allergen an. Abhängig vom jeweiligen Allergen kann diese Reaktion innerhalb von Minuten oder sogar Sekunden erfolgen. Diese Form der Allergie ist im Tierreich sehr häufig anzutreffen. Ein typisches Beispiel für eine Typ I-Allergie bei uns Menschen wäre die Wespenstichallergie. Hier kommt es zum Beispiel nach dem Stich in den Halsbereich innerhalb von Sekunden zu einer starken und potenziell lebensbedrohlichen Schwellung. Und genau das passiert auch bei Katzen und Hunden, die gegen Wespenstiche allergisch sind.
- Allergien vom Typ II: Die Typ-II-Allergie gehört zu den selteneren Vertretern. Hier reagiert das Immunsystem auf das Allergen so aggressiv, dass die Antikörper Zellbestandteile zerstören. Dadurch kann es dazu kommen, dass sich Bakterien und andere mögliche Erreger an den roten Blutkörperchen festsetzen können. Auf diese „kontaminierten“ Blutkörperchen reagiert das Immunsystem von Hunden und Katzen, wie es eben im Verteidigungsmodus reagiert: Es zerstört die roten Blutkörperchen. Das hat weitreichende Folgen, denn durch den Mangel an roten Blutkörperchen kommt es zu einer potenziell lebensgefährlichen Blutarmut. Letztere ist gerade für Jungtiere sowie immungeschwächte Tiere brandgefährlich.
- Allergien vom Typ III: Ähnlich wie der Allergie-Typ II ist auch der Allergie-Typ III sehr selten. Bei einer solchen Allergie entsteht eine Schieflage zwischen den im Körper vorhandenen Antigenen und Antikörpern. Dabei kann sowohl ein Überschuss an Antikörpern als auch an Antigenen vorliegen. In beiden Fällen kann es bis hin zu schweren Schädigungen der Organfunktion und damit zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen.
- Allergien vom Typ IV: Etwas tückischer Natur sind Allergien des Typs IV. Zwischen dem Kontakt mit einem Allergen und der entsprechenden Antwort des Immunsystems vergeht hier deutlich mehr Zeit. Das können 12 Stunden, 24 Stunden oder sogar drei Tage sein. Umso schwieriger ist es in einem solchen Fall für die Tierärztin bzw. den Tierarzt, das auslösende Allergen ausfindig zu machen. Auslöser für Allergien des Typs IV sind übersensibilisierte weiße Blutkörperchen (T-Zellen), die ein elementarer Bestandteil des Immunsystems sind.
Symptome: So erkennen Sie Allergien bei Ihrem Tier
Allergien kennzeichnen sich durch eine große Bandbreite an möglichen Symptomen. In manchen Fällen sind sie sogar so minimal, dass sie Ihnen als Halter:in gar nicht mal auffallen. In anderen Fällen wiederum ist die Reaktion so heftig, dass selbst Laien problemlos eine allergische Reaktion erkennen können. Im Einzelnen können sich die Symptome der Allergien bei unterschiedlichen Haustieren angefangen vom Hund bis hin zum Zwerghamster unterscheiden. Allerdings sind viele Symptome gerade bei Hunden und Katzen weitgehend gleich:
- Niesen
- Tränende Augen
- Sekretausfluss aus den Augen (Bildung von sichtbaren Schleimpfropfen)
- Vermehrtes Schwitzen
- Teils starker Juckreiz
- Trockene oder fettige Haut
- Erbrechen
- Durchfall
- Schuppenbildung auf der Haut
- Veränderung des Körpergeruchs
- Atopische Dermatitis (Quaddeln, Pappeln oder Pusteln auf der Haut)
- Auffällige Rötungen der Haut
Häufiger Behandlungsgrund Allergie
Der Gang in die Tierarztpraxis ist aus unterschiedlichsten Gründen möglich und nötig. Dabei gibt es einen großen Unterschied zwischen Hunden und Katzen, was die Krankheits- und Verletzungsmuster angeht. Das trifft vor allem auf die Notwendigkeit aufwendiger tierärztlicher Behandlungen zu. Im Rahmen einer großen Heimtierstudie aus dem Jahr 2019 konnte die Autorin Prof. Dr. Renate Ohr von der Universität Göttingen einige interessante Fakten herausstellen.
Im Zuge der Untersuchung einer Grundgesamtheit von 4.595 Hunden stellte sich heraus, dass Allergien mit einem Gesamtanteil von 12,9 Prozent tatsächlich der häufigsten Grund für tierärztliche Behandlungen bei Hunden sind. Mit etwas Abstand folgen unter anderem Krebs und Dysplasien.
Unter diesen Allergien leiden Hunde und Katzen am häufigsten
Das Spektrum der Allergien ist breit gefächert, denn nahezu jeder harmlose Stoff kann zum potenziellen Allergen werden. Hier alle möglichen Allergien aufzuzählen würde den Rahmen sprengen. Folglich wollen wir uns auf die häufigsten Allergien bzw. Allergieklassen beschränken.
A) Kontaktallergien: Allergische Reaktion mit Verzögerung
Beginnen wir mit der klassischen Kontaktallergie. Diese zählt zu den Typ IV-Allergien und ist durch die zeitlich verzögerte Immunreaktion besonders tückisch. Kommen Ihre Katze oder Ihr Hund mit einem bestimmten Stoff in Kontakt, zeigt sich zeitverzögert eine Reaktion, die unterschiedlich stark ausfallen kann.
Als potenzielles Allergen kommt nahezu alles infrage. Zu den Dauerbrennern bei Haustieren gehören aber chemische Substanzen wie Reinigungsmittel, Lacke, Pflanzenschutzmittel und Co. Typisch für Kontaktallergien ist, dass die Stelle, an denen das Tier mit dem Allergen in Kontakt gekommen ist, eine allergische Veränderung zeigt. Meist sind dies Hautveränderungen wie Rötungen, Quaddeln und Pappeln sowie Pusteln.
All diese Symptome treten vorrangig an weniger behaarten Körperstellen wie den Achseln, den Ohren, den Lefzen, der Nase und den Pfoten auf. Durch den entstehenden Juckreiz fügen sich viele Tiere nässende Wunden zu. Diese wiederum sind ein Einfallstor für Sekundärinfektionen mit anderen Pilzen und Bakterien.
B) Atopien (atopische Dermatitis): Der heimtückische Klassiker
Diese Allergieformen fallen allesamt in die Kategorie der Typ I-Allergien. Auslöser sind Umweltsubstanzen angefangen von Pollen über Schimmelpilze bis hin zu Hausstaubmilben. Anders als bei Kontaktallergien erreichen die Allergene den Tierkörper nicht über die Haut, sondern vor allem über die Luft und damit über die Atemwege.
Lange bezeichnete man solche Allergien daher auch als Inhalationsallergien bzw. Aeroallergien. Erstaunlicherweise scheint die Entwicklung bzw. Intensität dieser Allergieform mit dem Alter der Tiere zusammenzuhängen. Grundsätzlich können Atopien in jedem Alter beginnen. Untersuchungen zeigen jedoch, dass zum Beispiel bereits 70 Prozent der betroffenen Tiere schon im Alter von einem bis drei Jahren erste Allergiesymptome zeigen.
C) Futtermittelallergie: Chinese Restaurant Syndrome für Hund und Katze
Bei Katzen ist sie die zweithäufigste, bei Hunden die dritthäufigste Allergie: die Futtermittelallergie. Die Auslöser stecken, wie der Name es bereits vorwegnimmt, im Futter. Das können wahlweise ganz natürliche Bestandteile aber auch Zusatzstoffe sein, die der Hersteller hinzufügt.
In den meisten Fällen sind es aber spezielle Proteinverbindung oder deren Abbauprodukte, die die allergische Reaktion auslösen. Stichwort: Glutamat und Chinese Restaurant Syndrome. Oftmals sind unsere Schlappohren nicht einmal nur auf einen einzigen Stoff allergisch, sondern gleich auf einen Cocktail mehrerer Stoffe.
Schätzungen zufolge leiden 20 bis 30 Prozent aller Katzen und Hunde an irgendeiner Futtermittelallergie. Auf Platz eins landen im Übrigen Getreideallergien – vor allem Weizen und Soja stehen hier ganz oben. Aber auch Milch (Milchprodukte), Rind, Huhn oder Eier sind häufige Allergene. Von Konservierungs- und Farbstoffen müssen wir gar nicht erst anfangen, oder? So unterschiedlich die Allergene auch sind, eines haben die meisten Futtermittelallergien gemeinsam: Sie zeigen sich anhand folgender Symptome:
- Blähungen
- Durchfall
- Erbrechen
- Juckreiz
- Häufiger Kotabsatz
- Verminderter Appetit
- Gewichtsverlust
- Reizbarkeit (selten)
- Hyperaktivität (selten)
D) Flohdermatitis: Allergische Reaktion auf Flohbisse
Ein Flohbiss ist für Katzen und Hunde, die nicht unter einer Flohdermatitis leiden, höchstens lästig. Für Tiere, die allergisch reagieren, ist das Problem umso größer. Die Flohdermatitis gehört zur den Typ I-Allergien und ist etwas seltener als Futtermittelallergien. Obwohl Flöhe bei nahezu allen Säugetieren (die wir als Haustiere halten) auftreten, ist die Allergie insbesondere bei Katzen und Hunden verbreitet.
Dort kann sie sowohl vom Katzenfloh als auch vom Hundefloh übertragen werden. Das Leitsymptom der Flohspeichel-Allergie-Dermatitis (FAD) ist ein starker Juckreiz. Dieser betrifft vor allem den Rutenansatz sowie die Lenden- und Leistengegend. Durch Kratzen, Nagen und Belecken versuchen die Tiere, dem Juckreiz beizukommen.
Dadurch kann es zu wunden Stellen, Krusten und zusätzlichen Infektionen mit Bakterien sowie Hefepilzen kommen, die auch auf der gesunden Haut leben. Bei Katzen kann eine Schwellung der Lymphknoten hinzukommen. Wird die Flohallergie chronisch, sind Hautverdickungen, Hyperpigmentierung und Haarausfall an den betroffenen Stellen die Folge. Aufgrund der Häufigkeit ist eine wirksame Prophylaxe Gold wert.
E) Insektenstichallergien: Kleine Ursache, große Wirkung
Als wären stechende Insekten für Mensch und Tier nicht schon nervtötend genug, können sie auch noch allergische Reaktionen auslösen. Gefährlich ist hier nicht der Stich an sich, sondern das Sekret, das das Insekt in den Tierkörper pumpt.
Auf die darin enthaltenen Stoffe (meist ebenfalls Proteinverbindungen) reagieren viele Hunde und Katzen allergisch. Dass Hunde und Katzen auf Bienen- und Wespenstiche allergisch sein können, weiß man allerdings erst seit gut 30 Jahren. Zu den „wirklich gefährlichen“ Insekten zählen tatsächlich Bienen und Wespen. Dabei scheinen statistischen Untersuchungen zufolge Rassetiere eher von einer Allergie betroffen zu sein als Mischlinge.
Typisch für eine allergische Reaktion auf Insektenstiche ist eine außerordentlich starke Schwellung an der Einstichstelle. Allerdings können sich die Schwellungen bei einer sehr hohen Empfindlichkeit auch auf den ganzen Körper ausbreiten. Zudem sind insbesondere bei Hunden der Darm und die Leber als sogenannte Schockorgane betroffen.
Diagnose: Allergien zuverlässig feststellen
Während einige Allergien offensichtlich sind, verstehen sich andere Allergien als Meister des Versteckspiels. Beobachten Sie etwa, dass Ihre Katze von einer Wespe gestochen wurde, bevor Allergiesymptome aufgetreten sind, ist die Lage klar. Anders sieht dies bei Kontaktallergien oder Futtermittelallergien aus.
Um auf Nummer sicher zu gehen, können Sie bei Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt detaillierte Allergietests durchführen lassen. Beispielsweise über eine allgemeine Untersuchung (Erkennen von Flöhen) oder einen Bluttest (Analysieren von Antikörpern) können per Ausschlussdiagnose verschiedene Allergiekandidaten ermittelt werden.
Beim Verdacht auf eine Futtermittelallergie können Sie allerdings auch selbst tätig werden, indem Sie das Futter umstellen. Ein einzelnes Allergen herauszufiltern ist zeitaufwändig. Eine Futtermittelallergie im Allgemeinen zu diagnostizieren, ist deutlich einfacher.
Wählen Sie beispielsweise Futter ohne Getreide auf Pferdefleischbasis. Pferdefleisch ist nämlich der absolute Klassiker in Sachen antiallergenem Tierfutter bei Hunden und Katzen. Wirklichen Aufschluss über das einzelne Allergen einer Futtermittelallergie gibt jedoch nur eine konsequente Eliminationsdiät.
Wie werden Allergien bei Haustieren behandelt?
Die beste Möglichkeit, ein Tier vor der Allergiesymptomatik zu schützen, ist das Fernhalten von den Allergenen. Der Haken an der Sache ist, dass das nur in den wenigsten Fällen funktioniert. Während dies bei einer Futtermittelallergie klappt, lassen sich Faktoren wie Hausstaub, Insektenstiche oder Flohbisse kaum steuern.
Sofern sich die Allergene nicht ganz aus der Umgebung entfernen lassen, kommt die sogenannte Hyposensibilisierung zum Einsatz. Diese langwierige und kostenintensive Therapie soll unsere Haustiere unempfindlich gegenüber den Allergenen machen. Es gibt allerdings keine Garantie, dass es auch funktioniert.
Abgesehen davon ist häufig nur die Linderung der Symptome oder ein Eingreifen im Akutfall möglich. Bei Juckreiz und Rötungen etwa kommen diverse Salben, Shampoos und Medikamente zum Einsatz. In schweren Fällen ist eine Kortison-Therapie ein zielführender Ansatz.