BARF: Die Fütterungsmethode im Überblick
Um das Thema BARF ranken sich viele Mythen und unzählige Meinungen. Von Wilderei über Fleischvergiftung bis hin zur Wesensveränderung des Hundes ist dabei zu hören. Dabei ist BARF nicht mehr und nicht weniger als eine Ernährungsform für Hunde, die sich auch auf Katzen und andere Tierarten ausgedehnt hat. BARF basiert auf dem Grundgedanken, dass der Hund ein vom Wolf abstammendes Raubtier ist, das ohne Trocken- und Nassfutter auskommt. Wir erklären die Hintergründe von BARF und geben eine kleine Einführung für Anfänger.
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BARF als Fütterungsmethode
Hinter dem Begriff BARF verbargen sich viele Jahre verschiedene Erklärungsversuche, bis sich 1993 die Bezeichnung „Biologically approprate raw food“ durchsetzte, was sich mit „biologisch artgerechtes Rohfutter“ übersetzen lässt. Dabei erhalten die Hunde ein Futter, das sich an den Ernährungsgewohnheiten der Wölfe orientiert.
Trocken- und Nassfutter aus Fabriken lehnen Hundehalter bei dieser Fütterungsmethode ab. Die Rationen für die Hunde bestehen aus frischem Fleisch, Innereien, Knochen und Fisch. Hinzu kommen rohes Obst und Gemüse sowie Getreideprodukte.
Bei der Zusammenstellung der Rationen müssen Hundebesitzer jedoch einiges beachten, um eine Mangelernährung zu vermeiden. Während viele internationale Verbände dem BARFen kritisch gegenüberstehen, hält die Bundestierärztekammer diese Fütterungsmethode unter Beachtung einer ausgewogenen Ernährung für möglich.
BARF für alle fleischfressenden Tiere geeignet
BARF wird in der Regel mit der Ernährung von Hunden in Verbindung gebracht. Aber auch Halter anderer fleischfressender Haustiere können BARF anwenden. Mit dem entsprechenden Hintergrundwissen lassen sich auch Katzen, Frettchen, Marder, Iltisse oder sogar fleischfressende Vogelarten nach der BARF-Methode ernähren. Herrchen und Frauchen sollten jedoch darauf achten, dass sich die Empfehlungen für Hunde nicht einfach auf andere Tiere übertragen lassen.
Mit der Philosophie des BARFens verfolgen Hundehalter ein Ziel, das letztendlich zu einer besseren Gesundheit des Tieres führen soll. Vorab sei gesagt, dass BARFen in seiner Gesamtheit wissenschaftlich noch nicht vollständig erforscht ist. Aus diesem Grund müssen wir die folgenden Vor- und Nachteile dieser Fütterungsform jeweils für sich betrachten.
Die Vorteile des BARFens
Weniger Parasiten: Durch die Aufnahme von rohem Fleisch sinkt der pH-Wert im Magen, wodurch zum Beispiel Würmer keine Nahrungsgrundlage finden.
Unverträglichkeiten beachten: Durch die selbst zusammengestellten Portionen ist es wesentlich einfacher, auf Allergien und Unverträglichkeiten des Hundes Rücksicht zu nehmen.
Stärkere Muskulatur: Rohes Fleisch enthält viele Nährstoffe, die das Wachstum und die Entwicklung der Muskeln des Hundes fördern.
Zahngesundheit: Das Nagen und Kauen an den Knochen fördert die Zahngesundheit des Hundes. Außerdem bildet sich weniger Zahnstein.
Weniger Mundgeruch: Zusatzstoffe in Trocken- und Nassfutter verursachen oft Mundgeruch, was BARF unterbindet.
Bessere Verdauung: Natürliche Nahrung kann die Verdauung des Hundes im Vergleich zu industriell hergestelltem Futter verbessern.
Die Nachteile des BARFens
Über- oder Unterdosierung: Der wohl größte Kritikpunkt am BARFen ist, dass Hunde eine Über- oder Unterdosierung bestimmter Nährstoffe erhalten können. Das ist richtig, deshalb sollten sich Herrchen und Frauchen gut auskennen und die Grundregeln beachten.
Höhere Kosten: Es geht darum, qualitativ hochwertige Zutaten zu einem fairen Preis zu bekommen. Wenn dies möglich ist, kostet BARF etwa so viel wie ein hochwertiges Bio-Fertigfutter.
Multiresistente Keime: Das rohe Fleisch für BARF stammt meist aus Massentierhaltung, in der Antibiotika zum Einsatz kommen. Das Fleisch enthält daher multiresistente Keime, die der Hund aufnimmt und dadurch ebenfalls resistent gegen Antibiotika werden kann.
Kräftige Muskulatur durch rohes Fleisch
Durch die Fütterung von rohem Fleisch erhält der Hund hochwertiges Eiweiß, das er selbst nicht herstellen kann. Im Magen erfolgt die Aufspaltung der Proteine in Aminosäuren, die über die Blutbahn zu den Muskelzellen gelangen. Der Muskel nutzt die Aminosäuren, um neue Proteine zu synthetisieren und diese für den Muskelaufbau und die Muskelreparatur zu verwenden.
BARFen für Anfänger
Wer mit dem BARFen beginnen möchte, sollte sich mit der Hundeernährung auskennen. Mit einfachen Rezepten ist das Zusammenstellen einer BARF-Portion aber auch für Laien problemlos möglich.
Das Schöne daran ist, dass Herrchen und Frauchen keine teure Grundausstattung anschaffen müssen. Wenn eine Küchenwaage, ein scharfes Messer, ein Mixer oder Pürierstab und Gefrierbeutel vorhanden sind, kann das BARFen beginnen.
Die wichtigste Frage ist natürlich, welche Bestandteile in eine BARF-Portion gehören. Es gibt drei Varianten: mit Getreide, mit Milch oder ohne diese Zutaten. Je nach Entscheidung ergibt sich eine Mischung, die die folgende Tabelle übersichtlich darstellt:
ohne Zusatz | mit Getreide | mit Milchprodukten | |
Tierische Erzeugnisse | 80 Prozent | 70 Prozent | 80 Prozent |
Durchwachsenes Muskelfleisch | 50 Prozent | 50 Prozent | 45 Prozent |
Pansen oder Blättermagen | 20 Prozent | 15 Prozent | 20 Prozent |
Innereien | 15 Prozent | 15 Prozent | 15 Prozent |
Knochen / Knorpel | 15 Prozent | 20 Prozent | 15 Prozent |
Milchprodukte | 0 Prozent | 0 Prozent | 5 Prozent |
Pflanzliche Erzeugnisse | 20 Prozent | 30 Prozent | 20 Prozent |
Gemüse | 75 Prozent | 40 Prozent | 75 Prozent |
Obst | 25 Prozent | 20 Prozent | 25 Prozent |
Gekochtes Getreide | 0 Prozent | 40 Prozent | 0 Prozent |
Wichtig ist, dass der Fettgehalt einer Portion zwischen 15 und 25 Prozent liegt. Bei einem Fettgehalt von über 25 Prozent leidet die Bauchspeicheldrüse des Hundes. Bei jungen Hunden sollte der Fettgehalt im unteren Bereich um 15 Prozent liegen, da das Wachstum sonst zu schnell voranschreitet.
BARFen ist zeitaufwändiger als die Fütterung mit Fertigfutter. Dennoch lässt sich Zeit einsparen, wenn beispielsweise tiefgefrorenes Fleisch zum Einsatz kommt. So können viele Mahlzeiten gleichzeitig zubereitet und portionsweise im Gefrierfach aufbewahrt werden. Dies hat auch den Vorteil, dass eventuell vorhandene Bakterien während des Einfrierens absterben.
Fleischkauf für BARF
Grundsätzlich gibt es keinen Unterschied zwischen Fleisch für den menschlichen Verzehr und Fleisch für BARF. So ist hochwertiges Biofleisch immer die bessere Alternative, da es ohne ständige Medikamentengabe wächst. Der Hund nimmt die Nährstoffe aus hochwertigem Fleisch viel schneller auf. Größere Fleischmengen sind günstiger als kleine Portionen, deshalb ist es ratsam, die Portionierung zu Hause selbst vorzunehmen.
Die richtige Futtermenge
Da BARFen keine Wissenschaft ist, lässt sich leicht berechnen, wie viel Gramm Futter der Hund pro Tag braucht. Gemessen am Körpergewicht benötigen große Hunde zwei bis drei Prozent Futter. Kleine Hunde nehmen drei bis vier Prozent ihres Körpergewichts pro Tag zu sich. Je nach Rasse und Wachstum des Hundes ergeben sich unterschiedliche Futtermengen, die aus der folgenden Grafik ersichtlich sind.
Die Bestandteile von BARF im Detail
Durchwachsenes Muskelfleisch, Innereien, Knochen oder Gemüse. Was genau verbirgt sich eigentlich hinter diesen BARF-Komponenten? Fast alle Zutaten haben einige Besonderheiten, die es zu beachten gilt.
Muskelfleisch: Hier kommen Rind, Kaninchen, Pute und anderes Geflügel in den Einkaufskorb. Salmonellen sind für Hunde kein großes Problem, da sie aufgrund ihres kurzen Darms die Nahrung schnell wieder ausscheiden.
Innereien: Rinderleber, Rinderblut, Rinderniere, Rindereuter oder Pansen sind die erste Wahl bei den Innereien. Sie sind reich an Kupfer, Eisen und Vitaminen. Im Pansen enthaltene vorverdaute Pflanzen können im BARF verbleiben.
Knochen: Knochen sind gut für die Zahnpflege und enthalten Fette, Enzyme, Eisen und Kalzium. Sie sollten nicht gekocht sein, da sie sonst splittern könnten. Das gilt auch für Geflügelknochen.
Fisch: Fellnasen lieben Lachs und Hering. Die enthaltenen Fettsäuren, Jod und Vitamine sind für den Hund eine Wohltat. Wegen der spaltenden Enzyme sollte Fisch nur einmal pro Woche auf dem Speiseplan stehen.
Milchprodukte und Eier: Manche Hundehalter setzen beim BARFen auf Milchprodukte, wobei darauf geachtet werden muss, ob der Vierbeiner Laktose verträgt. Alternativen sind dann Joghurt oder Quark. Auch Eier sind beim BARF willkommen, allerdings nur das Eigelb. Zwei bis drei Eigelb pro Woche sind eine gute Ergänzung.
Öl: Öl löst Vitamine aus der Nahrung, deshalb gehört kaltgepresstes Lachs-, Hanf- oder Kürbiskernöl auf jeden Speiseplan. Öl ist außerdem gut für das Nervensystem, die Haut und die Sehkraft.
Obst und Gemüse: Frauchen und Herrchen müssen Gemüse und Obst immer pürieren, da die Vierbeiner sonst die Pflanzenzellen nicht aufbrechen können. Kerne sind vorher zu entfernen, da sie giftige Blausäure enthalten. Beachten Sie dazu auch die nachfolgende Infobox!
Getreide: Wer beim BARFen auf Getreide setzt, tauscht 40 Prozent des Obst- und Gemüseanteils durch gekochtes Pseudogetreide. Dieses ist glutenfrei und reich an Mineralstoffen. Erste Wahl sind hier Hirse oder Naturreis.
Was dürfen Hunde nicht fressen?
Dass Hunde keine Schokolade fressen dürfen, ist allgemein bekannt. Das darin enthaltene Theobromin ist für die Vierbeiner giftig. Wichtig ist auch, dass beim BARFen auf Gewürze verzichtet wird. Giftige Gemüse und Früchte sind Avocado, Tomaten, Auberginen, rohe Kartoffeln, Paprika, Bohnen, Erbsen, Soja, Zwiebeln, Knoblauch und Rosinen.
Auch auf rohes Schweinefleisch ist zu verzichten, da es durch das Aujeszky-Virus zur tödlichen Pseudowut kommen kann. Tabu sind zudem Kehlkopffleisch und Schilddrüsengewebe, die den Hormonhaushalt des Hundes verändern.
Tiergerechte Umstellung auf BARF
Sind Herrchen und Frauchen echte BARF-Experten, kann die Ernährungsumstellung beginnen. Für eine tiergerechte Umstellung ist der erste Schritt ein Fastentag, an dem der Hund das alte Futter komplett ausscheidet. Welpen sollten jedoch nur eine Mahlzeit aussetzen.
Am ersten Tag erfolgt das BARFen mit hellem Fleisch wie Pute oder Lamm. Zur Gewöhnung ist das Anbraten von Fleisch in dieser Phase eine gute Hilfe. Die nächste Komponente sind Innereien, an die sich der Hund langsam gewöhnen sollte. Der letzte Schritt ist die Zugabe von Knochen. Nach der Umstellung sollten Hundehalter ihre Fellnasen genau beobachten und vor allem bei Verhaltensänderungen der Sache auf den Grund gehen.
Normale Begleiterscheinungen bei der Umstellung
Während der Entgiftungsphase kann es vor allem bei älteren Hunden zu kleineren Komplikationen und Auffälligkeiten kommen, die aber als völlig normal anzusehen sind. Dazu gehören Durchfall, Schleim im Kot, Ohren- und Augenausfluss, Erbrechen sowie Hautprobleme bis hin zu Juckreiz. Halten die Symptome an, sollten Sie einen Tierarzt um Rat fragen.