Der erste Tierarztbesuch – So bereiten Sie Ihren Welpen richtig vor
Der erste Besuch beim Tierarzt ist für jeden jungen Hund eine Stresssituation. Dennoch ist der Gang in die Praxis meist unumgänglich, denn Welpen brauchen eine Grundimmunisierung durch Impfungen, auch wenn sie ansonsten kerngesund sind.
Damit sich der Hund für sein ganzes Leben an den Tierarztbesuch gewöhnen kann, braucht er die Hilfe von Frauchen und Herrchen. Wie ein Hund den Tierarztbesuch und die Untersuchung als ganz normalen Teil seines Lebens akzeptiert, haben wir in unserem Ratgeber zusammengestellt.
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Die Sozialisationsphase des Hundes nutzen
Die Entwicklung des Hundes lässt sich in sechs verschiedene Phasen einteilen (siehe Tabelle). Vor allem die Sozialisationsphase entscheidet maßgeblich darüber, wie der Hund bestimmte Umweltreize aufnimmt und speichert. Da diese Sozialisationsphase zwischen der vierten und zwölften Lebenswoche stattfindet, ist dies der ideale Zeitpunkt, um den Hund an den Tierarztbesuch zu gewöhnen.
Im günstigsten Fall erfolgt der erste Besuch bereits in der siebten Lebenswoche, da ab diesem Zeitpunkt die Vorsicht gegenüber Unbekanntem und Neuem bereits zunimmt. Die Sozialisation beginnt also in der Regel beim Züchter und setzt sich nach dem Einzug bei den neuen Besitzern fort.
Alle neuen Dinge und Erfahrungen, die ein Hund in dieser Phase wahrnimmt, speichert er in seinem Gedächtnis ab. Das Unterbewusstsein kategorisiert die gespeicherten Erinnerungen zudem in positive und negative Erlebnisse, sodass gerade diese Zeit für den ersten Besuch beim Tierarzt genutzt werden sollte.
Die sechs Entwicklungsphasen beim Hund
Lebensabschnitt | Phase | Beschreibung |
---|---|---|
1. – 2. Woche | Neonatale Phase | Der Welpe ist taub und blind. Die Empfindungen Hunger und Kälte besagen, dass der Hund aktiv etwas dagegen unternehmen muss. |
3. Woche | Übergangsphase | Augen und Gehörgänge öffnen sich. Milchzähne brechen durch. Mehr Bewegung und erster Kontakt zu Geschwistern und Menschen. |
4. – 12. Woche | Sozialisationsphase | Der Hund macht viele Erfahrungen und speichert Erlebnisse und andere Lebewesen als positiv oder negativ im Gedächtnis ab. |
ab 4. Monat | Juvenile Phase | Zwei Drittel des Wachstums ist vollbracht. Grenzen werden ausgetestet und eine konsequente Erziehung ist erforderlich. |
ab etwa 8. Monat | Adoleszente Phase | Flegeljahre nach Geschlechtsreife. Die Konzentration fällt. Kontakt zu anderen Hunden ist wichtig. Besitzer sollten Ruhe ausstrahlen. |
ab etwa 3. Jahr | Adulte Phase | Der Hund ist reif und ausgewachsen. Die adulte Phase setzt bei größeren Rassen später ein. |
Die Untersuchung beim Tierarzt spielerisch üben
Ist der Hund in der Sozialisationsphase angekommen, können die ersten Vorbereitungen starten. Vor dem ersten Besuch beim Tierarzt wird die Untersuchung zuhause geübt. Der Hund sollte lernen, sich überall am Körper anfassen zu lassen. Natürlich kann dieser Vertrauensbeweis zunächst am besten mit den Bezugspersonen beim Züchter oder im neuen Zuhause trainiert werden.
Dabei geht es nicht nur darum den Welpen zu streicheln, sondern auch an kritischen Körperstellen zu berühren. Zu diesen Körperstellen gehören die ausgestreckten Pfoten an allen vier Beinen, die Zähne bis zum hinteren Gebiss, der Gehörgang, der Bauch und die Geschlechtsteile. Wichtig ist auch, dass sich der Hund vom Menschen auf den Arm nehmen lässt, was bei kleinen Welpen aller Rassen möglich sein sollte.
Erster Praxis-Besuch ohne Behandlung
Für den ersten Besuch in der Tierarztpraxis können Herrchen und Frauchen zunächst einen stressfreien Termin vereinbaren, bei dem der Hund die Praxis kennen lernen kann. Im Idealfall lässt sich der Arztbesuch in einen Spaziergang integrieren, sodass sich der Hund bereits austoben und sein „Geschäft“ verrichten konnte.
Außerdem ist eine Tageszeit zu wählen, zu der das Wartezimmer nicht überfüllt ist. Zu viele andere Vierbeiner könnten den Welpen abschrecken und der Raum dadurch in schlechter Erinnerung bleiben. Die Besichtigung der Praxis selbst darf nicht zu lange dauern und muss positiv verlaufen. Der Hund sollte die Räumlichkeiten spielerisch erkunden können und sie auch wieder verlassen, ohne dass eine Untersuchung stattfindet. Beispielsweise ist es ratsam, das Wiegen zu üben, indem sich der Welpe auf eine Waage stellt. Dabei können kleine Belohnungen in Form von Leckerlis die positiven Verknüpfungen im Gedächtnis des Hundes beschleunigen.
Die eigentliche Behandlung durch den Arzt erfolgt erst beim dritten oder vierten Besuch, wenn der Hund die Praxis bereits als für ihn positiven Ort abgespeichert hat. Beim ersten oder zweiten Termin genügt es, wenn die Sprechstundenhilfe anwesend ist und den Zugang zu den Räumlichkeiten ermöglicht, sodass der normale Praxisbetrieb nicht unterbrochen ist.
Impfungen im frühen Alter
Impfungen gehören zum Leben eines Welpen dazu, sodass auch der Besuch beim Tierarzt Normalität wird. Während die ersten Impfungen vom Züchter organisiert oder sogar durchgeführt werden, ist nach dem Umzug der Tierarzt zuständig. Die Impfungen schützen den Welpen vor den wichtigsten Hundekrankheiten und sind in einem individuellen Impfplan festgehalten.
Grundimmunisierungen erfolgen gegen Parvovirose, Staupe, Leptospirose, Hepatitis und Tollwut. Hinzu kommen Wurmkuren, die bereits der Züchter verabreicht, sowie gegebenenfalls Impfungen gegen Borreliose, Parainfluenza, Bordetella und Leishmaniose.
Belohnungen verteilen und Ruhe bewahren
Nach Abschluss aller Vorbereitungen darf der erste echte Tierarztbesuch inklusive Behandlung stattfinden. Wie es der Hund gelernt hat, findet zunächst der ausgedehnte Spaziergang statt, bevor es in die Praxis geht. Dabei dürfen die Lieblingsleckerlis des Tieres auf keinen Fall fehlen, denn Belohnungen sind sehr wichtig.
Frauchen und Herrchen gehen beim Tierarztbesuch mit gutem Beispiel voran und strahlen selbst Ruhe aus. Ein nervöses Verhalten würde sich schnell auf den Hund übertragen, der sich in ungewohnten Situationen stark an seine Bezugsperson klammert. Ist das Wartezimmer voller anderer Vierbeiner, lenkt das nur ab, sodass der Welpe besser draußen vor der Tür wartet.
Wenn die Behandlung dann endlich beginnt, sollte Frauchen oder Herrchen in der Nähe des Hundes bleiben, ihm gut zureden, das Fell kraulen und weiterhin möglichst viel Ruhe ausstrahlen. Hilfreich ist es auch, dem Vierbeiner mit kleinen Leckerlis die Zeit zu vertreiben. Mit all diesen Maßnahmen ist der Tierarztbesuch schnell vorbei und die Sorgen im Vorfeld unbegründet. Der Hund wird den Besuch als positiv abspeichern und ein Leben lang problemlos in die Praxis gehen.