Hufrehe beim Pferd – Symptome, Ursachen und Behandlung

Eine für das Pferd sehr schmerzhafte Erkrankung ist die Hufrehe. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Huflederhaut. Da sich die entzündungsbedingte Schwellung nicht in den Huf ausdehnen kann, wird der komplexe Hufmechanismus gestört. Je nach Ursache, die sehr unterschiedlich sein kann, kommen verschiedene Behandlungsmethoden in Frage.

Da sich die Hufrehe zu einer chronischen Erkrankung entwickeln kann, sollten Pferdebesitzer auf typische Symptome achten und bei Bedarf so früh wie möglich eingreifen. In unserem Ratgeber klären wir alles Wissenswerte rund um diese typische Pferdekrankheit.

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Das Wichtigste auf einen Blick:

• Hufrehe ist eine sehr schmerzhafte Entzündung der Huflederhaut, die zu einer knöchernen Verformung des Hufbeins führen kann.

• Es wird in drei Phasen unterschieden – im schlimmsten Fall löst sich die Hufkapsel vom Huf.

• Die Ursachen der Hufrehe sind vielfältig und reichen von Vergiftungen bis zu Übergewicht. Die häufigste Ursache ist eine falsche Fütterung.

• Bei der Behandlung müssen sowohl die Symptome als auch die Ursachen bekämpft werden.

• Einmal betroffene Tiere sind anfällig für weitere Schübe, sodass dauerhafte Lösungen wie Diäten gefunden werden müssen.

Hufrehe beim Pferd – Erkrankung der Huflederhaut

Um die Hufrehe (lat. Pododermatitis aseptica diffusa) zu verstehen, müssen wir zunächst einen Blick auf den allgemeinen Aufbau des Hufes werfen. Als Zehengänger lastet beim Pferd ein großes Gewicht auf dem Endknochen des Beines. Dieser Knochen ist das Hufbein, das in den Hufbeinträger übergeht. Im Zwischenraum befindet sich die Lederhaut, die sich bei einer Hufrehe entzündet. Da die Entzündung mit einer Schwellung einhergeht, entsteht ein Problem im Huf.

Eine Dehnung der Lederhaut ist nicht möglich, da Sohle und Hufwand eine natürliche Begrenzung bilden. Die Folge ist ein sehr starker Druckschmerz für das Pferd, außerdem ist die Durchblutung des Hufes nicht mehr gewährleistet. Meist ist der Vorderhuf des Pferdes von der Entzündung betroffen, da hier ein höherer Druck entstehen kann. Wird die Hufrehe nicht behandelt, löst sich das Horn aufgrund der mangelnden Nährstoffversorgung auf Dauer vom Hufbein ab. Dadurch wird sich der Knochen mit der Zeit absenken und durch die Lederhaut brechen. Eine Knochenveränderung kann nur durch eine Röntgenaufnahme sicher diagnostiziert werden.

Gesellschaft für Pferdemedizin e.V. (GPM)

Die Stadien der Hufrehe beim Pferd

Tierärztinnen und Tierärzte unterscheiden bei der Hufrehe ein Vorstadium, einen Schub und ein chronisches Stadium. Je nach Ausprägung und Phase fallen die Symptome, auf die Pferdebesitzer achten können, unterschiedlich aus. Wichtig ist, so früh wie möglich mit der medizinischen Behandlung zu beginnen.

Hufrehe im Vorstadium

Im Vorstadium ist die Hufrehe sehr schwer zu erkennen. Liegt eine leichte Entzündung der Huflederhaut vor, zeigt das Pferd nur geringe Reaktionen. Es kann sein, dass das Tier den betroffenen Huf häufiger anhebt, etwas lahmt und das Bein nur ungern hergibt. Außerdem ist der Huf wärmer als im Normalzustand.

Akuter Reheschub

Bei einer akuten Hufrehe hat das Pferd starke Schmerzen und wird sich aus diesem Grund nur wenig bewegen wollen. Die Lahmheit ist deutlich sichtbar. Außerdem ist der Fuß sehr heiß und die Arterie im Zehenbereich pulsiert. Zur Schonung streckt das Pferd die Vorderbeine weit nach vorne und zieht die Hinterbeine unter den Körper.

Chronische Hufrehe

Etwa 48 bis 72 Stunden nach dem Schub stellt sich die chronische Erkrankung ein. Die akute Entzündung klingt ab, da die Durchblutung bereits zum Erliegen gekommen ist. Die Huflederhaut breitet sich durch das Narbengewebe aus und der Huf nimmt äußerlich eine wulstige Form an. Im schlimmsten Fall kommt es zum Ausschuhen, bei dem sich die Hufkapsel vollständig ablöst. In vielen Fällen müssen die Tiere in diesem Stadium von ihren irreparablen und schweren Leiden erlöst werden.

Der Aufbau des Pferdehufes

Der Huf des Pferdes ist ein hochkomplexes Gebilde, das das hohe Gewicht des Tieres trägt. Die knöchernen Strukturen bilden das Hufbein, das Kronbein und das Strahlbein. Diese Knochen sind von der Huflederhaut umgeben. Daran schließen sich der Ballen und die Hufsohle als äußere Bestandteile an. Damit das Horn der Sohle ständig nachwachsen kann, bildet die Huflederhaut neue Hornzellen.

7 Ursachen für die Hufrehe beim Pferd

Ist die Hufrehe erkannt, sollte man schnellstmöglich einen Tierarzt aufsuchen. Mit Hilfe einer Lahmheitsuntersuchung, einer Hufzangenprobe und abschließender Röntgenaufnahmen kann der Mediziner die Diagnose zweifelsfrei stellen. Der Tierhalter selbst sollte den Huf mit kaltem Wasser kühlen und das Pferd auf einen weichen Untergrund wie Stroh oder Einstreu stellen. Bewegt sich das Tier kaum noch, kann zur Vorbeugung einer Kolik die Fütterung mit abführenden Mitteln erfolgen. Mit der Diagnose Hufrehe ist jedoch erst ein kleiner Anfang gemacht. Mindestens sieben Gründe stehen im Verdacht, eine Hufrehe auszulösen, und so beginnt die Suche nach der Ursache.

Futterrehe

Die Futterrehe gilt als die häufigste Ursache. Auslöser ist eine falsche Fütterung mit kohlenhydratreichem Futter. Brot, Karotten, Obst und Kraftfutter führen auf Dauer zu einer Übersäuerung, die wiederum die Durchblutung der Hufe beeinträchtigt. Auch das im Frühjahr im Gras enthaltene Fruktan gilt als säurefördernd.

Belastungsrehe

Hufrehe kann auch durch zu starke Belastung entstehen. Sobald das Pferd seine Hufe so stark belastet, dass die Blutzirkulation unterbrochen wird, kann es zu einer Entzündung der Huflederhaut kommen. Mit Überbeanspruchung ist aber nicht nur zu viel Arbeit oder zu lange Sporteinheiten gemeint. Auch langes Stehen auf sehr hartem Untergrund ist eine schädliche Belastung für den Huf.

Vergiftung

Giftstoffe gelangen über die Blutbahn des Pferdes in die Huflederhaut und lösen dort eine Hufrehe aus. Die Ursache der Vergiftung ist ebenfalls schwer festzustellen. Eine Möglichkeit können Tabletten sein, wenn das Pferd eine Umstellung hinter sich hat. Außerdem können Toxine aus der Gebärmutter bei der Geburt ein möglicher Grund sein (Geburtsrehe). Auch giftige Pflanzen wie Wicken, Eicheln oder Pilze kommen in Frage.

Borreliose

Ein potenzieller Auslöser der Hufrehe kann ein Zeckenbiss sein. Hat die Zecke Borreliose auf das Pferd übertragen, ist die Entzündung der Huflederhaut eine mögliche Begleiterscheinung, die nicht ausgeschlossen werden kann.

Equines Cushing-Syndrom

Vor allem ältere Pferde können am Equinen Cushing-Syndrom erkranken. Dabei handelt es sich um einen Tumor der Hirnanhangdrüse, der zu einer übermäßigen Ausschüttung des Hormons ACTH führt. Dadurch wird das Stresshormon Cortisol gebildet, das den Zuckerstoffwechsel aus dem Gleichgewicht bringt und zu Entzündungen der Huflederhaut führt.

EMS

Das Metabolische Syndrom, auch Wohlstandskrankheit genannt, ist eine Störung des Kohlenhydratstoffwechsels. Besonders betroffen sind Pferde, die zu Fettdepots neigen und einen hohen Rang im Stall genießen. Bei ihnen ist die Insulinproduktion erhöht, was sich über den Blutkreislauf auf die Huflederhaut auswirkt.

Übergewicht

Übergewicht ist ein Risikofaktor für Hufrehe. Das zusätzliche Gewicht bedeutet eine erhöhte Belastung für den Huf. Außerdem führt überschüssiges Fett zu einer erhöhten Insulin- und Hormonproduktion, die den Stoffwechsel beeinträchtigt.

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Behandlung der Hufrehe beim Pferd

Die Behandlung der Hufrehe hängt stark von der Ursache ab. Es ist immer wichtig, die Symptome zu behandeln und die Ursache zu beseitigen. Da es sich bei der Hufrehe um eine sehr schmerzhafte Erkrankung handelt, wird die Tierärztin bzw. der Tierarzt dem Pferd zunächst ein Schmerzmittel verabreichen. Außerdem ist eine Röntgenaufnahme unumgänglich, um festzustellen, ob und in welchem Ausmaß eine Rotation des Hufbeins stattgefunden hat.

Ist dies der Fall, wird in Zusammenarbeit mit dem Hufschmied der Hufbeschlag angepasst. Als Schutzpolster kann auch ein Hufreheverband verwendet werden. Der Huf wächst etwa alle neun Monate nach, sodass dieser Zeitraum für die Heilung mindestens abgewartet werden muss. Danach kann eine erneute Röntgenaufnahme zeigen, ob sich die Knochen regeneriert haben.

Nachsorge im Anschluss an die Hufrehe

Es ist wichtig zu wissen, dass ein einmal erkranktes Pferd schnell wieder einen Hufreheschub erleiden kann. Daher muss die Ursache der Erkrankung ermittelt und zu beseitigt werden. Da es sich in vielen Fällen um eine Futterrehe handelt, darf das Pferd nach dem Schub nicht mehr so gefüttert werden wie vorher. Es ist wichtig, das Futter energie- und eiweißarm zu halten, die Hauptnährstoffe zu verabreichen und den Fruktangehalt im Gras zu berücksichtigen.

Heu in der richtigen Menge mit einem Anteil an Haferstroh kann bereits die entscheidende Lösung sein, die auch bei Hufrehe durch Übergewicht hilft. Außerdem ist es ratsam, die Weide im Auge zu behalten und auf die richtigen Pflanzen zu achten (siehe Infobox). Um eine Geburtsrehe auszuschließen, muss die Nachgeburt rückstandslos entfernt werden. Alle Schritte der Nachsorge dienen dem Schutz des Pferdes und der Vermeidung weiterer Hufreheschübe.

Giftpflanzen auf der Weide

Pferdehalter sollten ihre Weiden regelmäßig kontrollieren und Giftpflanzen entfernen. Auch wenn die Tiere unverträgliche Pflanzen selbst erkennen und meiden, sollte hier nichts dem Zufall überlassen werden. In manchen Fällen sind mehrere Kilogramm einer Pflanze nötig, um ein Pferd zu töten, wie zum Beispiel beim Jakobskraut. Bei anderen Giften wie der Herbstzeitlosen genügen schon wenige Gramm.

Zu den potenziell gefährlichen Giftpflanzen für Pferde gehören Wolfsmilch, Robinie, Thuja, Buchsbaum, Eibe, Eiche, Eisenhut, Fingerhut, Goldregen, Herbstzeitlose, Gundelrebe, Kirschlorbeer, Tollkirsche oder Jakobskraut.

Fazit: Hufrehe beim Pferd niemals unterschätzen!

Hufrehe sollte von Pferdehaltern niemals unterschätzt werden. Was auf den ersten Blick wie eine Verformung des Hufes aussieht, ist in Wirklichkeit eine schwere Entzündung, die dem Tier große Schmerzen bereitet und im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen kann.

Das Tückische an dieser Krankheit ist, dass sie oft erst spät erkannt wird. Zu diesem Zeitpunkt kann es bereits zu einer irreparablen Rotation des Hufbeins gekommen sein. Pferdebesitzer sollten die sehr unterschiedlichen Ursachen der Hufrehe kennen, um Fehler im Umgang mit dem Tier zu vermeiden. Insbesondere durch eine ausgewogene Fütterung kann der Erkrankung vorgebeugt werden, da die sogenannte Futterrehe zu den häufigsten Ursachen zählt.

FAQ: Hufrehe beim Pferd

Die wichtigsten Fragen und Antworten
zu der gefährlichen Erkrankung

Diese Frage lässt sich nur schwer beantworten, da es zahlreiche Ursachen für die Hufrehe gibt. Im Idealfall reicht eine Futterumstellung als Behandlung aus. In schwereren Fällen ist eine Knochenbehandlung mit Röntgen, Hufverband und Spezialbeschlag erforderlich.

Die Heilungschancen der Hufrehe beim Pferd sind vor allem im Anfangsstadium sehr gut. Kommt es zu einer irreparablen Rotation des Hufbeins, kann das Tier unter Umständen nicht mehr geritten werden. Im fortgeschrittenen Stadium sind die Heilungschancen deutlich geringer.

Ob ein Pferd geritten werden kann, hängt vom Stadium der Hufrehe ab. Im Anfangsstadium ist das Reiten möglich. Hat jedoch eine Rotation des Hufbeins eingesetzt, sollte eine zusätzliche Belastung des Beines vermieden werden.

Nach einem langen Winter sollten Pferde langsam an die Zeit auf der Weide gewöhnt werden. Zwei bis vier Wochen sind für den Weidegang einzuplanen. Die Verdauung muss sich langsam anpassen, um Koliken und Hufrehe vorzubeugen.

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