Kolik beim Pferd: Diagnose, Behandlung, Kosten und Nachsorge
Jeder Pferdebesitzer kennt die Angst vor einer Kolik bei seinem geliebten Tier. Die gefährlichen Bauchschmerzen sind ein ständiges Risiko, das Pferde von klein auf bis ins hohe Alter begleitet. Dabei ist die Kolik keine spezifische Erkrankung, sondern umfasst eine Vielzahl von Ursachen, die im Bauchraum des Pferdes auftreten können.
Da eine Kolik im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein kann, ist schnelles Handeln des Pferdehalters oberstes Gebot. Muss ein Pferd wegen einer Kolik notoperiert werden, kommen zu den gesundheitlichen Sorgen noch finanzielle Fragen hinzu. Wir klären alle wichtigen Fragen rund um das Thema Kolik beim Pferd.
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Das Wichtigste auf einen Blick:
– Kolik ist ein Sammelbegriff für gefährliche Bauchschmerzen
– Symptome erkennen und schnell reagieren
– Erste Hilfe durch Pferdebesitzer möglich
– Tierärztin bzw. Tierarzt verabreicht krampflösende Medikamente
– Kolik-OP im Notfall unumgänglich
– Operationskosten liegen zwischen 2.000 und 6.000 Euro
Der Begriff Kolik beim Pferd beschreibt mehrere Erkrankungen, die im Magen-Darm-Trakt des Tieres auftreten können. Medizinerinnen und Mediziner unterscheiden die Krampfkolik, die Verstopfungskolik, die Gaskolik und die spastische Kolik. Pferde sind aufgrund ihrer Anatomie besonders anfällig für Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes.
Der Mageneingang befindet sich an der oberen Seite des Magens und ist von einem starken Schließmuskel, der Kardia, umgeben. Außerdem ist der Darm des Pferdes sehr beweglich und ca. 30 Meter lang, sodass die Gefahr der Strangulation und Einklemmung groß ist. Eine Kolik beim Pferd kann verschiedene Auslöser haben, wobei empfindliche Pferde bereits auf eine Futterumstellung oder bei Stress mit einer Kolik reagieren können:
- Darmverschluss
- Darmdrehung
- Magenüberladung
- Bauchfellentzündung
- Darmfunktionsstörungen
- Magengeschwüre
- Parasitenbefall
Wie erkenne ich eine Kolik beim Pferd?
Pferdehalter haben gute Möglichkeiten, eine Kolik bei ihrem Pferd zu erkennen, da die Symptome recht eindeutig sind. Auch wenn die Beschwerden je nach Ursache zu unterschiedlichen Zeitpunkten auftreten, ähneln sie sich und sind je nach Ausprägung leicht zu erkennen. Pferdebesitzer sollten stets wachsam sein, denn bei einer Kolik zählt jede Stunde und je früher die Symptome erkannt werden, desto schneller ist ärztlich Hilfe vor Ort. Auf folgende Symptome sollten Sie achten:
- Schweißausbrüche
- Nervöses Scharren
- Erhöhter Puls
- Schnelle Atmung
- Gerötete Augen
- Beißversuche am Bauch
- Wälzen
- Häufiges Liegen auf dem Rücken
- Verweigerung der Nahrungsaufnahme
Natürlich kann hinter all diesen Symptomen auch eine andere Ursache als eine Kolik stecken. Dennoch handelt es sich bei einem Verdacht immer um eine Wahrscheinlichkeit, sodass die Summe der auftretenden Symptome auf eine Kolik hindeuten kann. Vorsicht ist insbesondere dann geboten, wenn mehrere der aufgeführten Symptome gleichzeitig auftreten und das Pferd vermehrt auf seinen Bauchraum achtet.
Puls beim Pferd
Die Pulsfrequenz gibt an, wie oft das Herz des Pferdes in einer Minute schlägt. In Ruhe sollte der Puls zwischen 30 und 40 Schlägen liegen. Liegt er deutlich darüber, ohne dass eine körperliche Anstrengung vorliegt, ist die Frequenz zu hoch und sollte kontrolliert werden. Zur Pulsmessung wird beim Pferd die Gesichtsschlagader verwendet. Diese verläuft am Unterkiefer und ist mit den Fingern leicht zu ertasten.
Wie leiste ich im Notfall bei einer Kolik Erste Hilfe?
Weisen die Symptome des Pferdes auf eine Kolik hin, ist schnelles Handeln erforderlich. In eindeutigen Notfällen sollte nicht gezögert werden, die Tierärztin oder den Tierarzt zu rufen. Bei einem leichteren Verdacht reicht es zunächst aus, die Symptome in kurzen Abständen zu beobachten. In der Zwischenzeit sollten Pferdebesitzer Erste-Hilfe-Maßnahmen durchführen. Dazu gehören folgende Schritte:
- In Bewegung halten: Das Pferd muss sich bewegen, damit die Darmtätigkeit in Gang kommt. Dazu ist die Gangart Schritt am besten geeignet. Auf keinen Fall sollte das Pferd durch Reiten oder schwere Arbeit belastet werden.
- Wälzmöglichkeit schaffen: Neben der langsamen Gangart ist das Wälzen eine gute Methode, um die Darmtätigkeit anzuregen. Normalerweise beginnt das Pferd diese Tätigkeit von selbst, daher sollte der Boden frei von spitzen Gegenständen und idealerweise mit viel Stroh bedeckt sein.
- Einstellung der Fütterung: Ist die Kolik erst einmal ausgebrochen, kann es je nach Art der Magenprobleme schädlich sein, das Pferd weiter zu füttern oder zu tränken. Auch die Gabe von Medikamenten ist ohne Rücksprache mit der Tierärztin oder dem Tierarzt nicht sinnvoll.
Wie wird die Kolik beim Pferd behandelt?
Ist die Kolik so weit ausgeprägt, dass eine Tierärztin bzw. ein Tierarzt sich diese anschauen muss, werden die Mediziner zunächst die Darmgeräusche abhören und die Temperatur, die Atmung und die Herzfrequenz messen. Erhärtet sich der Verdacht, wird eine Nasenschlundsonde bis in den Magen vorgeschoben, damit eingeschlossene Gase oder Flüssigkeiten entweichen können.
Reichen diese Maßnahmen nicht aus, erfolgt eine konservative oder operative Therapie. Die konservative Behandlung beschreibt die Vergabe von krampflösenden Medikamenten. Außerdem werden Abführmittel verabreicht, die dem Pferd bei der Darmentleerung helfen. Eine schwere Kolik können Tierärztin oder Tierarzt hingegen nur mit einer Operation aufheben. Durch eine Öffnung des Bauchraums lässt sich feststellen, wo der Darm verstopft ist und ob Teile davon entfernt werden müssen. In diesem Zustand ist es manchmal unumgänglich, das Einschläfern des Tieres als letzten Ausweg in Betracht zu ziehen.
„Bitte richtig füttern! Zu viel falsches Futter (auch gut gemeintes Obst, Brot, Grasschnitt etc.) kann schnell zu tödlichen Koliken führen!“
Was kostet eine Kolik-OP?
Wie alle Leistungen rund um die Behandlung des Pferdes richtet sich auch die Kolik-Operation nach den Vorgaben der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT). Aufgrund der Vielzahl der Eingriffe inklusive Vor- und Nachuntersuchungen sowie der verabreichten Medikamente und benötigten Materialien sind die Kosten trotz der zugänglichen Beitragssätze kaum vorhersehbar.
Grob geschätzt liegt der durchschnittliche Rechnungsbetrag inklusive Krankenhausaufenthalt zwischen 2.000 und 6.000 Euro. In besonders schweren Fällen sind den Kosten nach oben hin keine Grenzen gesetzt, sodass neben dem gesundheitlichen schnell auch ein finanzielles Risiko entstehen kann.
Versicherungsschutz für Koliken
Um sich vor hohen Kosten zu schützen, setzen viele Pferdehalterinnen und -halter auf eine Versicherung, die die Kosten einer Kolik-Operation übernimmt. So können sie sich bei Bedarf auf die Gesundheit des Tieres konzentrieren, ohne sich um die wirtschaftlichen Konsequenzen sorgen zu müssen.
PETPROTECT bietet für Pferdehalter eine spezielle Kolik-Police an, die diese Art der Erkrankung abdeckt. Alternativ können Sie eine Pferde OP-Versicherung abschließen, die Koliken im Leistungsumfang einschließt.
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Welche Nachsorge ist bei einer Kolik nötig?
Wenn das Pferd bei einer Kolik operiert wurde, ist die Zeit danach besonders wichtig. Der Erfolg der Operation zeigt sich bereits nach wenigen Stunden oder Tagen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Darmfunktion sich selbst reguliert und ihre Arbeit wieder aufnimmt. Wenn der Darm funktioniert, sind die Überlebenschancen sehr hoch.
Dennoch ist Vorsicht geboten, weshalb das Pferd meist stationär in einer Tierklinik verbleibt. Nach etwa zwölf Stunden kann das Tier wieder getränkt und gefüttert werden. Treten innerhalb von sieben bis zehn Tagen keine Komplikationen auf, kommt das Pferd nach Hause.
Dort wird es in den ersten vier Wochen in einer Box gehalten und ein- bis zweimal täglich an der Hand im Schritt geführt. Zwischen der vierten und achten Woche darf bereits im Schritt geritten werden, bevor in der folgenden Zeit das Aufbautraining beginnt. Erst nach drei Monaten, wenn die Kolik-Operation überstanden ist, ist wieder freier Weidegang erlaubt.
FAQ: Kolik beim Pferd
Häufig gestellte Fragen
und Antworten zur Kolik beim Pferd
Besonders wetterempfindliche Tiere können bei starken Temperaturschwankungen Koliken erleiden. Außerdem kann Wind dazu führen, dass sich die Tiere vermehrt erschrecken und dadurch in eine Stresssituation geraten. Dies wiederum kann beim Pferd eine Kolik auslösen.
Einen vollen Schutz vor Koliken gibt es nicht, zumal die Ursachen für die Bauchschmerzen vielfältig sind. Es empfiehlt sich, die Fütterung des Pferdes gut abzustimmen. Dazu gehört hochwertiges Futter in kleinen Mengen über den Tag verteilt. Außerdem sollte das Pferd keinem Stress ausgesetzt sein, sich viel im Freien bewegen und im Frühjahr langsam an die Weide gewöhnt werden
Der Irrglaube, dass sich ein Pferd bei einer Kolik nicht wälzen sollte, hält sich hartnäckig und könnte darauf zurückzuführen sein, dass das stille Liegen nicht ratsam ist. Beim Wälzen hingegen dreht sich das Tier und regt so die Gase im Darm an. Dies kann im besten Fall dazu führen, dass die Kolik von selbst abklingt.
Mash ist ein Ergänzungsfuttermittel für Pferde, das in verschiedenen Zusammensetzungen angeboten wird. Allen Mischungen ist jedoch gemeinsam, dass die Inhaltsstoffe leicht abführend wirken und die Verdauung anregen. Dadurch lässt sich einer verstopfungsbedingten Kolik beim Pferd vorbeugen.
Je nach Schwere der Kolik kann Wärme eine gute Erste Hilfe sein. Dies gilt jedoch nur für leichte Koliken, bei denen das Pferd auf eine angenehme Temperatur reagieren kann. Bei schweren Koliken hilft Wärme nicht mehr, da die Symptome medizinisch behandelt werden müssen.