Zahngesundheit bei Hunden
Für Sie ist regelmäßige Zahnpflege selbstverständlich, oder? Für Ihren Hund sollte sie das auch sein, denn starke Zähne sind beinahe ein Garant für ein langes und gesundes Hundeleben. Bei den Vorfahren unserer Hunde, den Wölfen, war bewusste Zahnpflege kaum ein Thema.
Damals reinigten sich die Beißer der Fellnasen beim Reißen der Beutetiere wie von selbst. Und wenn doch einmal etwas hängenblieb, wussten die Wölfe ganz genau, an welcher Pflanze oder Wurzel sie ein wenig herumkauen mussten. Heute ist das anders, denn das moderne Hundefutter ist für die Selbstpflege nicht mehr ausreichend.
An dieser Stelle sind Sie also gefragt. Erfahren Sie mehr über die häufigsten Zahnprobleme bei Hunden, die typischen Anzeichen von Zahnproblemen und die perfekte Anleitung zur Zahnpflege beim Hund.
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Das Hundegebiss vom Milchzahn bis zum bleibenden Gebiss
Wie beinahe alle Säugetiere haben auch Hunde ein Milchgebiss. Die ersten Zähnchen brechen schon nach etwa vier Wochen durch. Aber wie bei uns Menschen sind die Milchzähnchen nicht von Dauer. Hundehalter wissen: Das ist ein Segen, denn bei so manchem Halter haben die Beißerchen Löcher in der Kleidung, Spuren in den Möbeln und so manche blutige Wunde hinterlassen.
Mit gut vier Monaten ist es dann soweit. Mit dem einsetzenden Zahnwechsel beginnt der Umbau des Milchgebisses zum adulten Hundegebiss. In dieser Zeit heißt es für Hundehalter aber noch einmal stark sein. Immerhin veranlasst das Jucken im Kiefer die kleinen Racker dazu, an allem herumzukauen. Am Ende des sechsten Lebensmonats ist der Zahnwechsel in der Regel abgeschlossen.
Dann blitzen insgesamt 42 schneeweiße Zähne (22 im Unterkiefer und 20 im Oberkiefer) auf dem Fang. Und diese wollen über die nächsten Jahre ordentlich gepflegt werden, um Zahnprobleme und damit hohe Tierarztkosten zu vermeiden.
Warum das Ganze? – Mein Hund weiß, was gut für ihn ist!
„Hunde sind doch instinktgesteuerte Tiere. Die wissen schon, was gut für sie ist.“ Gehören Sie auch zu den Hundehalter:innen, die dieser Meinung sind? Dann liegen Sie zumindest nicht ganz daneben. Was das Thema Zahnpflege angeht, ist die Sachlage ein wenig anders. Unseren Haushunden sind nämlich viele natürliche Verhaltensweisen abhandengekommen. Zudem ist nicht alles, was unsere Vierbeiner intuitiv tun, wirklich gesund.
Das Spielen und Knabbern mit bzw. an Stöckchen ist hier ein klassisches Beispiel. Tatsächlich kommen durch Splitter zahlreiche Verletzungen im Rachen sowie im Bereich des Zahnfleischs zustande. Zudem kann das ständige Nagen an Holz auch zu frühzeitiger Abnutzung der Zähne bzw. ersthaften Zahnschäden führen.
Die häufigsten Zahnprobleme bei Hunden
Bevor wir uns der Zahnprophylaxe zuwenden, sollten wir erst einmal wissen, welchen Zahnproblemen wir beim Hund vorbeugen möchten. Tatsächlich sind uns unsere Hunde in dieser Hinsicht recht ähnlich. Auch sie leiden unter Zahnbelag, Zahnstein und Zahnfehlstellungen. Eines dagegen haben sie uns aber weit voraus.
Zahnstein: Zahnstein plagt unsere Hunde genauso wie uns Menschen. Ursache für die Entstehung von Zahnstein sind weiche Zahnbeläge, die mit der Zeit mineralisieren und sich verhärten. Dieser Zahnstein legt sich um die Zahnhälse und sammelt sich vor allem zwischen den Zähnen sowie im Bereich der Zahnfleischtaschen.
Der Belag selbst sieht nicht nur unschön aus und verursacht Mundgeruch, sondern birgt zusätzliche Erkrankungsgefahren. Hintergrund ist die raue Oberfläche des Zahnsteins, an der sich Futterreste und Bakterien optimal anheften können. Zusätzlichen Entzündungen und einer Ausbreitung von Erregern sind damit Tür und Tor geöffnet.
Parodontose: In den meisten Fällen ist Zahnstein die Ursache für diverse Zahnfleischentzündungen und damit auch für die Parodontose. Bei der Parodontose zieht sich infolge der Infektion das Zahnfleisch entlang der Zahnhälse zurück.
Dadurch liegen die empfindlichen Zahnhälse frei, die im Gegensatz zu den Zahnflächen nicht von schützendem Zahnschmelz überzogen sind. Wird die Parodontose beim Hund nicht vom Tierarzt behandelt, verschlimmert sie sich.
Mit der Zeit werden die Zahnwurzeln und sogar der Kieferknochen angegriffen, da sich die Bakterien in den tiefen Zahnfleischtaschen hervorragend vermehren können. Dann ist der Zahn meist nicht mehr zu retten und Ihr Hund benötigt einen Zahnersatz. Damit aber noch nicht genug. Oder hätten Sie gewusst, dass Zahnstein über den Umweg Parodontose lebensbedrohlich werden kann?
Gelangen die Bakterien etwa in die Blutbahn, können sie in andere Organe wandern und dort große Schäden anrichten. Neben Haut- und Gelenkerkrankungen sind sogar schwerwiegende Nierenerkrankungen sowie Entzündungen der Herzklappen möglich.
Zahnfehlstellungen: Fehlstellungen der Zähne können sowohl im adulten Hundegebiss als auch im Milchgebiss vorkommen. Im Vergleich zu Katzen leiden Hunde im Übrigen deutlich häufiger unter Zahn- und Kieferfehlstellungen. Betroffen sind dabei vor allem Züchtungen mit kurzen Schnauzen, deren Kieferknochen nicht genügend Platz für die korrekte Anordnung aller genetisch veranlagten Zähne bietet.
Behandlungswürdig sind solche Fehlstellungen immer dann, wenn es zu dauerhaften Verletzungen kommen kann oder das Risiko zumindest deutlich erhöht ist. Typische Risiken durch Zahnfehlstellungen sind Knochenschwund, Zahnverlust, Löcher im Gaumen und Nase sowie eine unnatürliche schnelle Abnutzung des Zahnschmelzes (Abrasion).
Schauen Sie Ihrem Vierbeiner daher öfter einmal ins Maul und lassen Sie auch die Tierärztin bzw. den Tierarzt regelmäßig einen Blick darauf werfen. Das gilt insbesondere während des Zahnwechsels.
Zahnschäden: Ob nun beim Herumtoben mit anderen Hunden, bei Zerrspielen, beim Kauen auf Fremdkörpern oder durch sonstige Unfälle: Zu Zahnschäden wie abgesplitterten Ecken, abgebrochenen Eckzähnen oder sogar komplett ausgeschlagenen Zähnen kann es durch viele Ursachen kommen.
Stellen Sie einen Zahnschaden fest, sollten Sie schnellstmöglich Ihre Tierärztin oder Ihren Tierarzt aufsuchen. Wird der Zahn schnell repariert oder reimplantiert, kann er häufig gerettet bzw. so lange wie möglich gesund erhalten werden.
Bekommen Hunde auch Karies?
Sie vermissen in unserer Auflistung die bei uns Menschen am häufigsten vorkommende Zahnerkrankung Karies? Das hat einen guten Grund: Während kariöse Zähne beinahe jeden erwachsenen Menschen einmal heimsuchen, ist Karies bei Hunden sehr selten. Schätzungen von Veterinärmediziner:innen zufolge leiden nicht einmal zwei Prozent aller Hunde in ihrem Leben unter kariösen Zähnen.
Wenn, dann betrifft die fiese Karies die von zahlreichen Furchen durchzogenen Backenzähne. Dass es bei Hunden kaum zu Karies kommt, liegt vor allem daran, dass unsere Hunde kaum Zucker und generell wenig Kohlenhydrate zu sich nehmen. Selbst der minimale Zuckeranteil in so manchem Futter reicht nicht aus, um das Kariesrisiko signifikant zu erhöhen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie das Kariesrisiko unterschätzen sollten. Meist bleibt die Karies nämlich unerkannt und macht sich erst dann bemerkbar, wenn der Zahnnerv bereits angegriffen ist und Ihr Hund jämmerlich jault. Durch die regelmäßige Kontrolle des Mauls können Sie Ihrem Hund das ersparen.
Untrügliche Zeichen: Zahnprobleme beim Hund erkennen
Ihr Schlappohr wird natürlich nicht zu Ihnen kommen und über Zahnschmerzen jammern. Aber es gibt einige untrügliche Zeichen, mit deren Hilfe Sie erkennen, dass im Fang Ihrer Fellnase etwas nicht stimmt. Jedes dieser Anzeichen ist ein Grund mehr, einen genaueren Blick ins Maul zu werfen:
- Sie stellen bei Ihrem Hund eine unnatürlich hohe Speichelproduktion fest. Häufig läuft dem Tier der Speichel schon aus dem Maul. Achtung: Bei zahnenden Welpen ist das völlig normal.
- Das Zahnfleisch Ihres Hundes hat nicht die übliche gesunde, rosafarbene Färbung. Stattdessen ist es deutlich gerötet oder sogar geschwollen.
- Es kommt zu Blutungen im Fang. Feststellen können Sie dies meist anhand von blutigem Speichel oder blutigen Bissspuren in Spielzeugen.
- Ihr Hund hat auffällige Zahnverfärbungen. Meist sind diese gelblich bis bräunlich.
- Das Fressverhalten Ihres Hundes ist auffällig. Dazu zählt neben zögerlichem Fressen oder einseitigem Kauen auch die komplette Futterverweigerung.
- Sie stellen weitere Verhaltensänderungen fest. Typisch ist reiben und kratzen an der Schnauze. Aber auch eine erhöhte Knabberfreudigkeit kann ein Anzeichen für Zahnprobleme sein.
- Achten Sie auch auf auffälligen Mundgeruch, der nichts mit dem Fressen zu tun hat. Dieser könnte ein Hinweis auf eine Infektion sein.
Durchschnittliche Kosten für Zahnbehandlungen sind hoch
Ein Gang zum Zahnarzt kann teuer werden. Das wissen viele Patient:innen dank teils horrender Zuzahlungen und geringen Übernahmebeiträgen der Krankenkassen nur zu gut. Auch wenn Ihre Fellnase zum Zahnarzt muss, kann es schnell teuer werden. Durchschnittlich schlägt hier für jede Behandlung der 2-fache Satz der Gebührenordnung der Tierärzte (GOT) zu Buche. Beispielhaft zeigt die folgende Grafik die Kosten für typische Zahnbehandlungen.
Während das einfache Ziehen eines Zahns mit 20,52 Euro recht günstig ist, kann bereits eine Zahnsteinentfernung mehr als 200 Euro kosten. Richtig teuer wird es auch bei Zahnoperationen oder beim Thema Zahnersatz. Und das ist nicht einmal alles, denn bei den aufgestellten Positionen handelt es sich nur um einen Teil der Gesamtrechnung. Hinzu kommen Narkose, Anamnese, Medikamente, Verbandmaterialien, Nachsorge und weitere notwendige Arbeitsschritte sowie obendrauf die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent des Rechnungsbetrags.
Unter dem Strich können Tierhalter:innen damit nur hoffen, dass ihre Fellnase niemals größere Zahnprobleme bekommt. Eine clevere Alternative zur Methode „gut Glück“ ist eine leistungsstarke Tierkrankenversicherung wie PETPROTECT, die einen großen Teil der anfallenden Kosten übernimmt. Informieren Sie sich jetzt und sichern Sie sich und Ihre Fellnase optimal gegen Gesundheitsrisiken ab.
Zahnproblemen vorbeugen kann so einfach sein
Eine gewissenhafte Zahn- und Mundpflege erspart Schmerzen und schont den Geldbeutel. Das gilt beim Menschen ebenso wie beim Hund. Glücklicherweise ist eine gründliche Zahnhygiene bei Hunden vergleichsweise leicht zu erreichen. Einige simple Maßnahmen reichen bereits aus, um das Hundegebiss bis ins hohe Alter gesund zu erhalten:
- Die Basis für eine gute Zahngesundheit ist eine regelmäßige Gebisskontrolle. Diese sollten Sie selbst mindestens einmal pro Monat durchführen. Obligatorisch ist zudem die jährliche Gebisskontrolle durch den Tierarzt.
- Achten Sie auf eine artgerechte Ernährung. Das bedeutet, dass für Ihren Hund alle „Menschenlebensmittel“, die in irgendeiner Art und Weise Kristallzucker enthalten, absolut tabu sind.
- Schauen Sie bei der Auswahl des Hundefutters darauf, dass darin möglichst wenig Zucker zugesetzt ist.
- Kombinieren Sie weiches und hartes Futter. Durch das harte Futter (zum Beispiel Trockenfutter) reinigen sich die Zähne beim Kauen selbst.
- Unterstützen Sie Ihren Hund mit Zahnpflegeleckerlies. Vor allem harte Kausnacks wie Zahnreinigungssticks aber auch Büffelhautknochen, Kauwurzeln oder Schweineohren helfen Ihrem Hund dabei, Beläge zu reduzieren.
- Putzen Sie Ihrem Hund regelmäßig die Zähne. Dazu gibt es verschiedene Hundezahnbürsten angefangen von der Fingerzahnbürste bis hin zu klassischen Schrubbinstrumenten. Verwenden Sie aber bitte nur spezielle Zahncreme für Hunde.
- Nutzen Sie spezielle Hundespielzeuge, die Ihre Fellnase beim Spielen ganz nebenbei bei der Reinigung der Zähne unterstützen.
- Für ganz hartnäckige Fälle, die so gar keine Lust zum Zähneputzen haben, bekommen Sie im Handel spezielle Mundspüllösungen und Zahnpflegegels.
- Hat Ihr Hund bereits Zahnstein? Dann ist das ein Fall für die Tierärztin bzw. den Tierarzt, denn diesen können Sie durch einfaches Putzen nicht entfernen. Die Veterinärin bzw. der Veterinär geben Ihrem Hund eine leichte Narkose, sodass der Belag schnell und sicher entfernt werden kann. Unbehandelt sollte Zahnstein auf keinen Fall bleiben.
Früh übt sich: Schon im Welpenalter an Zahnpflege gewöhnen
Hunde sind Gewohnheitstiere, die nichts mehr lieben als Rituale. Auch mit der Zahnpflege können Sie daher nicht früh genug anfangen. Der beste Startzeitpunkt ist der Einzugstermin – idealerweise im Welpenalter. Während Sie mit Ihrer Fellnase die Beißhemmung trainieren, können Sie ihn ganz nebenbei daran gewöhnen, dass Sie ihm mit Ihren Fingern im Maul herumspielen.
Steigern Sie dies Schritt für Schritt und greifen Sie beispielsweise zu einer weichen Fingerzahnbürste. Da sich die Zahnfleischmassage auch für den Welpen gut anfühlt, wird er es lieben. Hunde, die bereits im Welpenalter daran gewöhnt sind, dass Sie sich ihren Zähnen widmen, werden dies auch als erwachsene Tiere besser tolerieren.
Zahnputzanleitung für Hunde
Das Zähneputzen bei Hunden funktioniert so ähnlich wie bei uns. Allerdings sollten Sie aufgrund der Besonderheiten des Hundegebisses die richtige Putzreihenfolge berücksichtigen. Und so geht es:
- Nutzen Sie nach Möglichkeit eine Hundezahncreme. Diese hat einen ansprechenden Geschmack und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Ihre Fellnase die Putz-Session über sich ergehen lässt.
- Lassen Sie Ihren Hund zunächst an der Zahnpasta schlecken. Sie werden merken, dass er sich beinahe schon auf das Zähneputzen freut.
- Beginnen Sie damit, die äußeren Zahnflächen zu schrubben. Wenn der Fang dabei geschlossen bleibt, ist die Prozedur etwas einfacher.
- Setzen Sie die Zahnbürste in einem 45-Grad-Winkel an und putzen Sie in streichenden Bewegungen jeweils vom Zahnfleisch zur Zahnkrone.
- Schenken Sie den Backenzähnen besonders viel Aufmerksamkeit, denn hier sammelt sich der meiste Zahnbelag.
- Sobald sich Ihr Hund an das Zähneputzen gewöhnt hat, können Sie zu Stufe zwei übergehen und die Innenseiten der Beißerchen putzen.