Osteochondrose beim Pferd – Was steckt hinter dem gefürchteten Gelenkchip?

Eines der häufigsten Krankheitsbilder bei Pferden ist der sogenannte Gelenkchip. Dabei handelt es sich um einen Knorpel- oder Knochensplitter, der sich frei im Gelenk des Pferdes bewegt und so Schmerzen und Bewegungsstörungen verursacht. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Gelenksperre (OCD). Welche Folgen die Chips haben können und wie Pferdebesitzer die Krankheit erkennen, haben wir uns genauer angeschaut. Außerdem geben wir wertvolle Tipps zur Vorbeugung durch Ernährung und Bewegung.

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Das Wichtigste auf einen Blick:

• Osteochondrose beschreibt verkalkte Knorpelschuppen im Gelenk, die als Chips bezeichnet werden.

• Jedes dritte Fohlen entwickelt Gelenkchips, weshalb Röntgenaufnahmen wichtig sind.

• Ein Gelenkchip mit Symptomen lässt sich am Lahmen des Pferdes erkennen.

• Beeinträchtigt der Chip das Pferd, wird dieser während einer Gelenkspiegelung entfernt.

• Nach einer Operation wird eine Boxenruhe von zwei bis drei Wochen empfohlen.

• Die Operation kann je nach Umfang zwischen 1.000 und 4.000 Euro kosten.

Was sind Gelenkchips? Was ist OCD?

Ein Gelenkchip beim Pferd entsteht durch die Krankheit OC, die Abkürzung für Osteochondrose. Bei dieser erblichen Skeletterkrankung lösen sich bei heranwachsenden Pferden winzige Knorpelschuppen, die verkalken und als Chips durch die Gelenkhöhle treiben. Die Chips können zu Schwellungen, Entzündungen oder Versteifungen des Gelenks führen, die die Beweglichkeit des Pferdes stark beeinträchtigen.

Der Begriff OCD ist die Abkürzung für „Osteochondrosis dissecans“ und beschreibt eine durch einen Chip ausgelöste Gelenksperre. Da fast ausschließlich die Gelenke der Beine betroffen sind, also das Sprunggelenk, das Tarsalgelenk oder das Fesselgelenk, verhindert die OCD den normalen Gang des Pferdes. Ein Tier mit einer Gelenksblockade lahmt, bewegt sich nur ungern und verweigert möglicherweise den Renn- oder Reitsport.

Röntgenologische Ankaufsuntersuchung (AKU)

Da ein Pferd mit einem Gelenkchip einen deutlichen Wertverlust erleidet und vor allem in der Zucht stark an Potential verliert, ist die röntgenologische Ankaufsuntersuchung (AKU) ein übliches Verfahren bei einem Verkauf. Die AKU soll ausschließen, dass ein Käufer ein Pferd mit Osteochondrose erwirbt.

Die Röntgenklassen geben darüber Auskunft. Tiere der Klasse I sind unproblematisch. Die Klassen II bis III bedeuten, dass das Pferd kleinere Probleme mit Gelenkchips hat. Bei den Klassen III-IV sind dagegen klinische Erscheinungen im Befund wahrscheinlich.

Welche Pferde sind besonders gefährdet?

Sowohl die Rasse als auch das Alter des Pferdes geben Aufschluss über die Anfälligkeit für Osteochondrose. Da es sich um eine Wachstumskrankheit handelt, sind Fohlen in der Phase des Knorpelwachstums am stärksten gefährdet. Bis zum Alter von zwölf Monaten kann es daher besonders häufig zu Knorpelabsplitterungen kommen. Je nach Rasse klingt das Risiko im Alter von 12 bis 15 Monaten ab. Dennoch können unentdeckte Chips noch viele Jahre später Probleme bereiten.

Etwa jedes dritte Fohlen entwickelt Gelenkchips, wobei es sich bei der Osteochondrose um eine Erbkrankheit handelt. Tiere mit entsprechenden Vorerkrankungen im Stammbaum sind daher deutlich häufiger betroffen. Besonders häufig leiden Vollblüter wie Araber, Traber und Galopper sowie Warmblüter wie Friesen. Kleinpferderassen und Ponys leiden dagegen nur sehr selten unter Osteochondrose.

Wie erkennen Pferdebesitzer einen Gelenkchip bei ihrem Pferd?

Pferde mit einem Chip oder einer ausgeprägten Gelenksperre zeigen klassische Symptome, auf die Pferdebesitzer achten können. Bei vielen Pferden verursacht ein Chip jedoch zunächst keine Probleme, sodass die Erkrankung über viele Jahre unbemerkt bleibt. Erst im fortgeschrittenen Alter setzt sich ein Chip im Gelenk fest oder verkalkt so stark, dass es zunehmend zu Problemen kommt. Pferde, die im Renn- oder Freizeitsport eingesetzt werden, zeigen deutlich schneller Symptome, da ihre Gelenke stärker belastet und beansprucht werden.

Leidet ein Pferd an einem Gelenkchip oder gar einer Gelenksperre, so zeigt es die klassischen Symptome. Diese sind:

  • Entzündung des Gelenks
  • Schwellung des Gelenks
  • Füllung des Gelenks
  • Steifheit
  • Lahmheit
  • Schmerzen

Zeigt das Pferd hingegen keine Symptome, so stellen Halter die Chips zumeist erst viele Jahre später bei Röntgenaufnahmen fest. In diesen unentdeckten Fällen stellt sich im Einzelfall die Frage, ob eine Behandlung notwendig ist oder ob das Pferd durch den Chip nicht gestört wird.

Wie wird ein Gelenkchip behandelt?

Ist die Entfernung eines Gelenkchips angeraten, führt der Tierarzt bzw. die Tierärztin hierzu eine Arthroskopie unter Vollnarkose durch. Diese Art der Operation beschreibt einen Standardeingriff, der in Pferdekliniken regelmäßig durchgeführt wird. Dabei führen Tierärztin oder Tierarzt eine Kamera sowie die notwendigen medizinischen Operationswerkzeuge in das betroffene Gelenk ein und entfernen den oder die Chips. Außerdem glätten die Veterinärmediziner:innen die betroffenen Knorpel- und Knochenflächen. Abschließend spülen sie das Gelenk und vernähen die kleinen Schnittwunden.

Arthroskopie (Gelenkspiegelung)

Die Arthroskopie ist eine gängige Form der Untersuchung von Gelenken bei Menschen und Tieren. Der minimal-invasive Eingriff ermöglicht es, das Gelenk zu betrachten, ohne es zu verletzen. Der Arzt führt einen dünnen Schlauch mit einer Videokamera in das zu untersuchende Gelenk ein. Hierdurch ergibt sich ein uneingeschränkter Blick auf die Gelenkstruktur. In der Humanmedizin wird die Arthroskopie häufig bei Schulter- und Kniegelenken eingesetzt.

Ist eine Gelenkchip-Operation notwendig?

Wird bei einem Fohlen eine Osteochondrose diagnostiziert, stellt sich immer die Frage, ob die daraus resultierenden Knorpelabsplitterungen direkt operativ entfernt werden sollten. Viele Tiere leben problemlos mit Chips in den Gelenken, ohne dass diese zu Problemen führen. Es ist daher im Einzelfall zu prüfen, ob eine Arthroskopie sinnvoll ist oder nicht. Vor allem Zuchttiere werden häufiger operiert als andere Pferde, da eine Vollnarkose oder der Aufenthalt in einer Tierklinik nicht immer sinnvoll ist.

Was passiert in der Nachsorge nach einer Gelenkchip-Operation?

Um eine Infektion auszuschließen, erhält das Pferd nach der Operation für fünf Tage Antibiotika. Außerdem müssen die Wunden für mindestens zehn Tage mit einem Verband abgedeckt werden. Um die Narkose vollständig zu verarbeiten, ist eine Boxenruhe von zwei bis drei Wochen empfohlen.

Für weitere drei bis vier Wochen wird das Pferd langsam an den Schritt herangeführt. Dafür sind täglich 20 bis 30 Minuten vorgesehen. Das intensivere Aufbautraining erfolgt in den Wochen sechs bis acht nach der Operation, bevor das Pferd wieder voll belastbar ist. Zur Kolikprophylaxe erfolgt jeden zweiten Tag eine Fütterung mit Mash. Auf Wunsch kann eine Physiotherapie die Genesung des Pferdes beschleunigen.

Welche Kosten entstehen während der Chipentfernung?

Die Gesamtkosten einer Arthroskopie hängen von der Anzahl, Lage und Größe der zu entfernenden Chips ab. Insbesondere wenn mehrere Gelenke betroffen sind, erhöhen sich die Kosten deutlich. Auch eine Nachbehandlung mit stationärem Aufenthalt in der Tierklinik wirkt sich auf die Behandlungskosten aus. Gleiches gilt für den Wunsch nach Physiotherapie zur schnelleren Genesung.

Die Bandbreite der Kosten ist aufgrund der vielen Variablen groß und kann nur grob mit einem Betrag zwischen 1.000 und 4.000 Euro abgeschätzt werden. Genauere Angaben kann die Tierklinik vor Ort nach einer ersten Einschätzung der Erkrankung machen.

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Wie können Pferdebesitzer OCD vorbeugen?

Osteochondrose entwickelt sich in den ersten Lebensmonaten des Pferdes, daher sollten Pferdebesitzer:innen gerade in dieser Phase ihr Tier bei einer guten Knorpel- und Knochenentwicklung unterstützen. Vor allem die Fütterung spielt hier eine wichtige Rolle, denn die Energiezufuhr muss immer an das Wachstum des Tieres angepasst sein. Zu viel Energie führt zu einem zu schnellen Wachstum und damit zu Problemen bei der Knorpel- und Knochenbildung.

Auch Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente spielen eine wichtige Rolle und sollten dem Fohlen in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Vor allem Kupfer ist wichtig für den Knochenaufbau, sodass dieses Spurenelement nachweislich Osteochondrose vorbeugt. Bereits die tragende Stute kann mit Kupfer versorgt werden. Auch Kalzium, Phosphor und Magnesium sind wichtige Mineralstoffe für das junge Fohlen, die in der Muttermilch meist nicht ausreichend enthalten sind.

Um Chips im Fesselgelenk vorzubeugen, ist die Bewegung des Fohlens von Geburt an eine sinnvolle Maßnahme. Bewegungstherapie schützt vor Stoffwechselstörungen und fördert den Knorpelaufbau. Ein früher Weidegang ist empfehlenswert, da sich das Fohlen dort natürlich und frei bewegen kann. Wird der tägliche Auslauf in den ersten vier Lebensmonaten auf weniger als vier Stunden begrenzt, erhöht sich nachweislich das Risiko für Gelenkserkrankungen.

Dr. Marc A. Cronau, Tierarzt beim CHIO in Aachen

Gibt es eine finanzielle Absicherung bei Osteochondrose?

Neben der gesundheitlichen Vorsorge können und sollten sich Pferdehalter:innen auch finanziell gegen unerwartet hohe Kosten absichern. Eine Operationsversicherung ist ein guter finanzieller Schutz für Pferdebesitzer. Der Versicherer übernimmt die Kosten der Tierklinik für die meisten Arten von Operationen.

Das hat den großen Vorteil, dass keine unvorhersehbaren Kosten entstehen, die zu viel Budget aufzehren würden. Durch die monatlichen Raten lassen sich die Versicherungsprämien viel besser in das Haushaltsbudget einplanen. PETPROTECT bietet bei der Pferde OP-Versicherung einen speziellen Baustein für die Versicherung von Gelenkchipoperationen an, der vor unvorhersehbaren Kosten vollständig schützt.

FAQ: Osteochondrose beim Pferd

Die wichtigsten Fragen und Antworten
zu der gefürchteten Erkrankung

Ein Gelenkchip stellt einen Sachmangel des Pferdes dar, wenn er Schmerzen oder Lahmheit verursacht. Das gekaufte Tier kann dann zurückgegeben werden. Verursacht der Chip keine Symptome, liegt kein Sachmangel vor. Treten jedoch innerhalb von sechs Monaten Symptome auf, gilt dies gemäß § 477 BGB als bei Gefahrübergang bekannter Mangel.

Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft ist davon auszugehen, dass die Veranlagung zu Gelenkchips von den Eltern auf das Fohlen übertragen werden kann. Die Veranlagung ist somit neben falscher Fütterung, zu viel Training, zu viel Boxenruhe oder Unfällen eine weitere Möglichkeit für abgelösten Knorpel.

Obwohl die Gelenkchip-Operation ein minimalinvasiver Eingriff ist, muss sie leider unter Vollnarkose durchgeführt werden. Dies liegt daran, dass das Bein während der Arthroskopie absolut ruhig gehalten werden muss, was bei einem wachen Pferd nicht möglich wäre.

Nein, sobald die Wachstumsphase abgeschlossen ist, können Risse und Absplitterungen in den Gelenken nicht mehr regeneriert werden. Lediglich im Fohlenalter ist eine Vorbeugung durch eine angepasste Fütterung möglich und sinnvoll.

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