Todesfalle Auto – Wie Sie Ihren Hund vor einem Hitzschlag schützen
Können auch Sie die langen und sonnigen Sommertage kaum erwarten? Dann geht es Ihnen wie vielen Menschen im ganzen Land. Endlich wieder lange Abende beim Grillen auf der Terrasse verbringen. Kurz den Hund geschnappt und zum Supermarkt gefahren, um noch Würstchen, Kaltgetränke und Zutaten für Salate kaufen.
Da das ganze doch nur ein paar Minuten dauert, kann Bello bequem im Auto dösen, oder? Keinesfalls, denn schon nach ein paar Minuten entwickelt sich das Auto in der Sommerhitze in einen Glutofen. Eine wahre Hölle für Hunde, die das Risiko für einen tödlichen Hitzschlag massiv ansteigen lässt. Leider haben viele Hundehalter:innen das Problem noch nicht deutlich genug auf dem Schirm.
Und so wird das Auto jedes Jahr für viel zu viele Fellnasen zur Todesfalle. Erfahren Sie, warum selbst fünf Minuten im Fahrzeug für einen Hund zu viel sein können, wie Sie bei Anzeichen eines Hitzschlags richtig handeln und ob Sie bei einem Hund einfach die Scheibe eines fremden Autos einschlagen dürfen.
Bildquelle: Adobe Stock / Rico Löb
Warum Hitze für Hunde so extrem gefährlich ist
Steigende Temperaturen und die teils von morgens bis abends scheinende Sonne schaffen für Sonnenanbeter paradiesische Bedingungen. Wer hätte da nicht auch Lust, seine Fellnase mit an den Strand, den Baggersee oder auf eine lange Wanderung bei Kaiserwetter zu nehmen?
Leider machen Sie Ihre Rechnung da völlig ohne die Natur im Allgemeinen und Ihre Fellnase im Speziellen. Hunde sind von hochsommerlichen Temperaturen und Sonne satt nämlich alles andere als begeistert. Vielmehr liegen sie den halben Tag herum und sind froh um jedes schattige Plätzchen. Warum aber ist das so? Ganz einfach: Hunde sind sehr hitzeempfindlich.
Oder hätten Sie gewusst, dass die Schlappohren bereits ab Außentemperaturen von 22 bis 25 Grad Celsius ihre körperliche Aktivität massiv herunterfahren und lieber auf den kühlen Fliesen liegen? Hunde können ihre Körpertemperatur anders als wir Menschen nicht über das Schwitzen regulieren. Die wenigen Schweißdrüsen an der Nase und der Unterseite der Pfoten reichen bei weitem nicht für die Thermoregulation aus.
Die einzige Möglichkeit, effektiv Wärme abzugeben, ist das Hecheln. Aber auch das funktioniert nur so lange, wie Ihr Hund genügend Flüssigkeit hat. Der kühlende Effekt entsteht nämlich durch das Verdunsten des Speichels. Kann ein Hund seinen hohen Flüssigkeitsverlust nicht ausgleichen, droht der Hitzschlag. Kritisch wird es bereits ab Temperaturen von 28 bis 30 Grad Celsius.
Tiermediziner:innen sprechen hier von der sogenannten Kompensationsgrenze, ab der ein Multiorganversagen durch Überhitzung droht. Genügend Flüssigkeit und ein kühler Raum sind hier für die Hundegesundheit entscheidend. Und jetzt einmal Hand aufs Herz: Ein in der Sommersonne geparktes Auto ist davon der absolute Gegenentwurf.
Welche Hunde sind besonders gefährdet?
Grundsätzlich leiden alle Hunde unter warmen Temperaturen. Das bringen der typische Stoffwechsel und das dichte Fell mit sich. Nichtsdestotrotz gibt es einige Hunderassen, deren Thermoregulation rassebedingt eingeschränkt ist. Das betrifft in erster Linie brachycephale Rassen. Darunter fallen Hunde mit kurzen Nasen wie Pekinesen, Bulldoggen und Möpse.
Durch die kleinen Nasenmuscheln, die verengten Nasenlöcher und die verkürzte Nase fällt die zum Kühlen einsetzbare Schleimhautoberfläche geringer aus. Damit erleiden gerade diese Rassen sowohl beim Sommerspaziergang als auch beim Warten im Auto besonders schnell einen Hitzschlag. Studien zeigen jedoch auch, dass einige besonders beliebte Hunderassen zu Hitzschlag neigen.
An erster Stelle zu nennen sind der Malinois, der Golden Retriever und der Labrador Retriever. Hinsichtlich der Ursache tappen die Forscher:innen allerdings noch im Dunklen. Kurz gesagt: Ob „Risikorasse“ oder nicht – ein Hund gehört bei sommerlichen Temperaturen gar nicht alleine ins Auto.
Ist es verboten, einen Hund im Auto zu lassen?
Nein, es ist nicht verboten, den eigenen Hund alleine im Auto zu lassen. Ein solches Gesetz existiert nicht. Allerdings sollten Hundehalter:innen immer das Wetter und vor allem die Temperaturen im Auge behalten. Während es im Winter kein Problem ist, das Schlappohr für ein paar Minuten allein in der Box im Kofferraum zu lassen, ist dies spätestens ab 20 Grad Celsius ein absolutes No-Go.
Aber Achtung: Wer seinen Hund bei Hitze allein im Auto lässt, kann wegen Tierquälerei belangt werden. Neben einer Geldstrafe drohen im schlimmsten Fall bis zu drei Jahre Haft!
So schnell schießt die Temperatur im Auto nach oben
Wer selbst schon einmal kurz als Beifahrer auf dem Supermarktparkplatz auf den Fahrer gewartet hat, wird seine Entscheidung schon oft bereut haben. Schon bei moderaten Temperaturen von knapp über 20 Grad Celsius dauert es nicht lange, bis im Auto trotz geöffneten Fenstern über 30 Grad herrschen. Noch schneller heizt sich ein geschlossener Pkw auf.
Leider ist genau das die Umgebung, in der sich viele Hunde wiederfinden. Schon nach einer halben Stunde knackt die Innentemperatur bei einer Außentemperatur von 20 Grad die Marke von 35 Grad Celsius. Bei sommerlichen 30 Grad, die zwischen Ende Juni und Anfang September häufig landesweit erreicht werden, klettert das Thermometer im gleichen Zeitraum auf 46 Grad Celsius.
Wie die Grafik zeigt, steigt die Innenraumtemperatur im Zeitverlauf immer weiter an. Bei hochsommerlichen 34 Grad kocht das Fahrzeuginnere nach 60 Minuten bereits bei 60 Grad. Auch geht der Temperaturanstieg abhängig von der Ausgangsaußentemperatur immer schneller vonstatten. Warum es für Hunde mit ihrer sehr beschränkten Möglichkeit zur Thermoregulation schon nach wenigen Minuten gefährlich (sogar lebensgefährlich) wird, liegt auf der Hand. Selbst ein leicht geöffnetes Fenster und ein Schälchen Wasser sind bei solchen Temperaturen absolut nutzlos.
Hunde-Hitzetod bringt 37-Jährigen ins Gefängnis
Dennoch riskieren noch immer zu viele Halter:innen das Leben Ihrer Fellnasen aus Ignoranz, Unwissenheit oder Bequemlichkeit. Warnende Beispiele sollte es zur Genüge geben. Besondere Aufmerksamkeit erhielt ein Urteil des Amtsgerichts Neustadt aus dem Jahr 2007. Damals verurteilten die Richter:innen einen 37 Jahre alten Mann nicht nur zu einem lebenslangen Halteverbot für Tiere, sondern auch zu einem Jahr Gefängnis ohne Bewährung. Was war passiert?
Im Sommer 2006, den viele von uns noch aufgrund des ausgezeichneten Sommerwetters in guter Erinnerung haben, ließ der Mann seinen Dalmatiner im Auto. Während der Mann einen Freund besuchte, verendete das Tier innerhalb von zwei Stunden qualvoll in einem auf mehr als 60 Grad Celsius aufgeheizten Auto.
Helfen statt wegschauen
Spätestens jetzt sollten Sie davon überzeugt sein, Ihren eigenen Hund bei sommerlichen Temperaturen nicht im Auto zu lassen. An der Ignoranz oder Unwissenheit anderer Tierhalter:innen können Sie jedoch leider wenig ändern. Umso wichtiger ist es, dass Sie an einschlägigen Orten die Augen nach Hunden in Not offenhalten und nicht wegschauen.
Neben dem Supermarktparkplatz sind auch Bahnhöfe oder Parkplätze von Messen und Veranstaltungen wie Konzerten typische Orte, an denen Hunde in Fahrzeugen zurückgelassen werden. Wichtig ist zunächst einmal, dass sie eine akut gefährliche Situation für das Hundeleben erkennen. Die folgenden Symptome für einen Hitzschlag und hitzebedingte Probleme bei Hunden sollten Sie daher unbedingt kennen:
- Extremes Hecheln
- Nervosität
- Apathie
- Bewegungsstörungen (zum Beispiel Schwindel, Taumeln)
- Hund steckt die Nase an nervös an eine Fensterritze
- Glasiger Blick
- Starker Speichelfluss
- Langgestreckter Hals
- Übelkeit
- Erbrechen
- Bewusstlosigkeit
Vorgehen im Ernstfall: Darf ich die Autoscheibe einschlagen?
Entdecken Sie bei sommerlichen Temperaturen einen Hund in einem Auto, der die oben genannten Verhaltensweisen aufweist, ist Handeln angesagt. Wichtig ist jedoch, dass Sie nichts überstürzen. Gleich die Scheibe einzuschlagen, um den armen Hund zu retten, wäre die falsche Lösung. Versuchen Sie daher zunächst, die Besitzerin bzw. den Besitzer ausfindig zu machen.
Ist diese Aktion erfolglos informieren Sie im nächsten Schritt die Polizei. Diese hat die Befugnis, den Hund aus seiner misslichen Lage zu befreien bzw. via Amtshilfe mit Hilfe der Feuerwehr befreien zu lassen. Braucht die Polizei jedoch zu lange oder kann den Ort des Geschehens nicht schnell genug erreichen, können Sie die Scheibe zerstören, um das in Lebensgefahr befindliche Tier zu retten.
Beachten Sie aber bitte, dass dies in jedem Fall eine Sachbeschädigung darstellt, für die Sie juristisch belangt werden können. Wichtig: Befindet sich der Hund bereits in Lebensgefahr greift in der Regel § 34 StGB. Hierbei handelt es sich um den sogenannten rechtfertigenden Notstand. Das Hundeleben ist in diesem Zusammenhang höher einzuordnen als die Sachbeschädigung. Aus diesem Grund haben Sie als Helfer:in keine Strafe zu befürchten.
Achtung: Rufen Sie immer Zeugen hinzu und notieren Sie alle wichtigen Daten zur Situation und dem Fahrzeug.
Rechtfertigender Notstand
„Wer in einer gegenwärtigen, nicht anders abwendbaren Gefahr für Leben, Leib, Freiheit, Ehre, Eigentum oder ein anderes Rechtsgut eine Tat begeht, um die Gefahr von sich oder einem anderen abzuwenden, handelt nicht rechtswidrig, wenn bei Abwägung der widerstreitenden Interessen, namentlich der betroffenen Rechtsgüter und des Grades der ihnen drohenden Gefahren, das geschützte Interesse das beeinträchtigte wesentlich überwiegt. Dies gilt jedoch nur, soweit die Tat ein angemessenes Mittel ist, die Gefahr abzuwenden.“
Was Hundehalter:innen im schlimmsten Fall blüht
Wer seinen Hund in der Gluthitze im Auto lässt, muss im schlimmsten Fall mit dem Tod seines Vierbeiners rechnen. Hinzu kommen mögliche juristische Konsequenzen. Laut § 14 Tierschutzgesetz (TschG) droht im äußersten Fall eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren. Im klassischen Fall „Hund bei Hitze im Auto“ wird das Ganze jedoch eher als Ordnungswidrigkeit nach § 18 TschG bewertet.
Aber auch hier können Halter:innen noch zu einem saftigen Bußgeld in Höhe von bis zu 25.000 Euro verurteilt werden. Darüber hinaus bleiben Hundebesitzer:innen sowohl auf den Kosten eines notwendigen Rettungseinsatzes als auch auf dem Sachschaden am eigenen Fahrzeug sitzen. Auch die Rettungskosten können für sich genommen bereits mehrere hundert Euro ausmachen.
Erste Hilfe für überhitzte Hunde
Ist der Hund aus dem Glutofen befreit, müssen Sie sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen ergreifen. So verbessern sich die Chancen, dass die Fellnase die erlittene Tortur ohne bleibende Schäden übersteht. Bringen Sie den geretteten Hund an einen kühlen und schattigen Ort.
Ein kühler Stein oder Fliesenboden ist ideal. Anschließend versorgen Sie das Tier mit ausreichend Wasser. Ist das Tier bereits bewusstlos, besteht eine große Gesundheitsgefahr. Bringen Sie das Tier in die stabile Seitenlage bzw. in die Schocklage. Anschließend gehört die Fellnase unbedingt zum Tierarzt.
Auch wenn die Chancen für betroffene Hunde bei beherztem Handel recht gut stehen, ist die wichtigste Maßnahme immer noch, dass gar kein Hund überhaupt im Sommer allein im Auto bleibt. Nicht einmal für ein paar Minuten. Immerhin wissen Sie selbst, wie schnell aus ein paar Minuten auch eine halbe Stunde oder gar eine Stunde werden kann.